Familie Königer (Emmendingen) gab mir freundlicherweise die Gelegenheit, in ihrem strukturreichen Garten »ihre« Isodontia mexicana zu beobachten und zu fotografieren. Dafür sei ihr auch an dieser Stelle recht herzlich gedankt. Die heutigen Beobachtungen bestätigen die Befunde vom 2. September 2009. Sie werden mit Fotos zum Nestbau und zum Beuteeintragen sowie mit Notizen über eine mögliche 2. Generation ergänzt.
Ein Weibchen hat sich um die Mittagszeit auf einem dürren
Blatt in der Nähe
des Nestes niedergelassen, um sich zu sonnen. Im September
dauert es aufgrund der jetzt tiefer stehenden Sonne länger, bis die Mindestemperaturen
erreicht sind, die für die Brutaktivitäten erforderlich sind.
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Auf diesem Foto ist zu sehen, warum die Art in der amerikanischen Literatur »Grass-carrying wasp« heißt. Das Weibchen beißt ein dürres Grasblatt ab und transportiert es im Flug zum Nest. Stück für Stück wird das Grasblatt mit Hilfe der Mandibeln in den Nistgang geschoben und dort mit weiterem Material verarbeitet. Auf diese Weise entsteht der Boden einer Brutzelle, später auch eine Zwischenwand oder ein Nestverschluß. [Großansicht: Auf das Bild klicken.]
Nach dem Bau der Rückwand ist das
Weibchen auf die Jagd gegangen und mit einem mit dem Giftstachel gelähmten
Weibchen der Südlichen Eichenschrecke (Meconema meridionale) zurückgekommen.
Es landet in der Nähe des Nestes, rastet kurz und schleppt dann das Beutetier
zum eigentlichen Nest.
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Das Weibchen schleppt die Beute
»zu Fuß« zum Nest, das sich in einer 8 mm weiten Bohrung in
einer Nisthilfe aus Hartholz befindet.
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Ganz im Gegensatz zu manchen anderen Grabwespen schleppt
Isodontia mexicana die Beute ohne Hektik zu dem Nest.
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In diesem Fall dauerte es eine Minute vom Landen der Grabwespe
bis zum Hineinziehen der Beute in den Nestgang.
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Wenn die Verproviantierung der letzten Zelle
eines Nestes abgeschlossen ist, wird das Nest verschlossen. Das Weibchen beißt
ein dürres Grasblatt ab und transportiert es im Flug zwischen den Beinen zum Nistplatz. Dabei wird das Grasblatt an seinem
Vorderende mit den Mandibeln festgehalten.
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Stück
für Stück wird das Grasblatt mit Hilfe
der Mandibeln in den Nistgang geschoben und zu kürzeren Stücken verarbeitet.
Auf diese Weise wird ein mehrere Zentimeter dicker Nestverschluß gebaut.
Manchmal schauen einzelne längere Halstücke heraus.
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Isodontia mexicana nimmt mit röhrenförmigen Hohlräumen aller Art als Nistplatz vorlieb. Hier wurde in der Stütze eines Metallgerüsts ein Nest gebaut. Aufgrund der aus dem Gang herausragenden Grasblätter gibt es keinen Zweifel daran, wer hier tätig war.
Nach dem Deponieren des oben zu sehenden Beutetiers in dem Gang dauerte es 10 Minuten, bis die Grabwespe wieder aus dem Nestgang herauskam. Da sie anschließend sofort mit einem Grasblatt zurückkam und daher mit dem Verschließen des Nestes begann, ist anzunehmen, daß auf die Eichenschrecke ein Ei abgelegt wurde und daß eine einzige ausgewachsene Heuschrecke für einen Nachkommen, vermutlich ein Männchen, ausreicht. Wenn in andere Zellen drei und mehr Eichenschrecken eingetragen wurden, wie Herr Königer beobachtet hat, dann kann man davon ausgehen, daß sich in einer solchen Zelle ein Weibchen entwickelt.
Herr Königer hat in Emmendingen in seinem Garten im Jahr 2009 das erste Exemplar am 14. Juni beobachtet (Uhrzeit: 10:09 h, Lufttemperatur: 30,5°C). Aus Zürich (Schweiz) meldete mir Frau Dobler-Gross die erste Beobachtung am 28. Juni.
Das erste Nest wurde in Emmendingen am 4. Juli fertiggestellt. Am 28. August beobachtete Herr Königer, wie aus diesem Nest die erste Wespe schlüpfte; am 1. September wurde erneut eine Wespe beim Verlassen dieses Nestes beobachtet. In der ersten Septemberwoche schlüpfte aus anderen Nestern zumindest ein Teil der Exemplare, die sich 2009 in ihnen entwickelt hatten. Diese und die letztjährigen Beobachtungen deuten auf eine zumindest partielle 2. Generation hin. Um dieses Phänomen zu klären, sollen im kommenden Jahr weitere Untersuchungen angestellt werden.
Neuere Hinweise zur Biologie der amerikanischen Populationen finden sich in
folgender Arbeit (in englisch):
O'Neill, Kevin M. & O'Neill, Ruth P. (2003):
Sex allocation, nests, and prey in the grass-carrying wasp Isodontia mexicana (Saussure) (Hymenoptera: Sphecidae). – Journal of the Kansas Entomological Society,
76, Nr. 3: 447–454.
Heute erhielt ich vom Autor einen Sonderdruck der folgenden, jüngst erschienenen Publikation:
Amiet, F. (2009): Zur Biologie von Isodontia mexicana (Saussure, 1867) (Hymenoptera,
Sphecidae, Sphecini). - Entomo Helvetica, 2: 155-159.
Darin beschreibt der Autor seine Beobachtungen zum Nestbau, zum Beuteeintragen
und zur Larvalentwicklung in Nisthilfen, die er in seinem Garten in Solothurn
(Schweiz) angeboten hatte. Als Larvennahrung wurde auch bei Amiet Meconema meridionale eingetragen. Die Eiablage erfolgte nach dem Eintragen der ersten Heuschrecke,
was mit meinen Beobachtungen insofern übereinstimmt, als ich die frisch geschlüpfte
Larve im Brombeerstengelnest dort fand, wo das erste Weinhähnchen deponiert war.
Mit meinen Beobachtungen stimmt ebenfalls überein, daß es nur wenige (bei Amiet
vier) Tage dauert, bis die Larven die Heuschrecken aufgefressen haben. Da es
bei der Verwendung und Verarbeitung von Grasblättern
gewisse Unterschiede zu meinen (wenigen) Beobachtungen gibt, sind weitere Beobachtungen
hierüber wünschenswert. Amiet
dokumentiert seine Beschreibung mit sechs Farbfotos vom Nest, vom Nestbau, vom
Beuteeintragen und von den Larven.
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