Blüten können wir eigentlich erst richtig verstehen, wenn wir uns auch mit den Organismen beschäftigen, die sie besuchen. Die vielfältigen Beziehungen zwischen Blüten und ihren Besuchern gehören zweifelloszu den besonders faszinierenden Phänomenen unserer belebten Umwelt. Sie zu studieren ist unter anderem Aufgabe der Blütenökologie, einer aus der Botanik hervorgegangenen Disziplin, die sich mit den Wechselbeziehungen zwischen Blüten und Umwelt befaßt.
Die Blütenökologie wurde historisch und wird zum Teil auch heute noch überwiegend aus dem Blickwinkel der Botanik, also der Blüte (!) betrachtet. Die Bestäubungsbiologie und damit die Bedürfnisse der Pflanze standen und stehen meist im Mittelpunkt des Interesses, während die Bedürfnisse und das Verhalten der Blütenbesucher oft zu wenig berücksichtigt werden.
Blüten können für die verschiedensten Aspekte des Bienenlebens von Bedeutung sein. Neben dem Nahrungserwerb zur Eigenernährung oder für die Brut, den Hauptmotiven, gibt es noch eine ganze Reihe von anderen Gründen, weswegen Blüten von Bienen aufgesucht werden.
Daher werden nachfolgend zunächst die verschiedenen Zwecke der Blütenbesuche von Männchen und Weibchen erläutert. Dabei werden im wesentlichen nur die Verhältnisse in Europa berücksichtigt. Auf den später folgenden Seiten werden die Blütenprodukte behandelt.
Eine Arbeiterin der Kleinen Waldhummel (Bombus pratorum) bei der Nektaraufnahme am Gewöhnlichen Eibisch (Althaea officinalis).
Ein Weibchen der Blauschillernden Sandbiene (Andrena agilissima) bei der Pollenernte am Hederich (Raphanus raphanistrum).