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Die Steinhummel - Das Insekt des Jahres 2005
Bestimmung

Aus der Gattung Bombus sind aus Deutschland bisher insgesamt 41 Arten bekannt, von denen 9 Arten Kuckuckshummeln sind. In Österreich wurden 47 Arten nachgewiesen, in der Schweiz 41. Für einen naturkundlich interessierten Menschen dürfte es nicht allzuschwer sein, eine dieser Arten als solche aufgrund ihres prächtigen Haarpelzes und ihres brummenden Flugtons als Hummel zu erkennen. Hummeln im Feld jedoch exakt bis zur Art zu bestimmen, ist nicht so einfach, wie es manchmal scheint. Anfänger können sich dadurch leicht entmutigen lassen. Einige wenige Arten wie Bombus sylvarum oder B. pascuorum kann man man aufgrund ihres typischen und – zumindest bei heimischen Populationen – kaum variierenden Farbmusters schnell kennenlernen (bei Bombus sylvarum hilft auch der hohe Flugton); bei einigen anderen gehört wesentlich mehr Übung und Erfahrung dazu, sie zweifelsfrei zu bestimmen. Es gibt nämlich keine andere heimische Bienengattung, bei der die Färbung derart variiert wie bei Bombus. Andererseits sind für Anfänger besonders solche Hummeln schwierig, die sich in ihrem Aussehen sehr ähneln. Das ist vor allem bei Arten der Fall, deren Körperbehaarung bei den Weibchen überwiegend schwarz und deren Hinterleibsende mehr oder weniger ausgedehnt rot ist. Zu dieser Gruppe gehört auch Bombus lapidarius. Hier sind Brustabschnitt und die ersten Rückensegmente des Hinterleibs bei der Königin tief samtschwarz, das Hinterleibsende hingegen feuerrot. Die Arbeiterinnen weisen die gleiche Färbung auf, sie sind lediglich kleiner als die Königin. Dennoch muß man genau hinsehen, um auch diese Art von den sehr ähnlich aussehenden Königinnen oder Arbeiterinnen von Bombus ruderarius, B. pomorum, B. soroeensis oder B. mastrucatus zu unterscheiden, die ebenfalls ein rötliches Hinterleibsende haben und an einigen Orten gemeinsam vorkommen. Bombus humilis kann sogar in ein- und demselben Nest farblich stark variieren. Daher ist es zur zweifelsfreien Erkennung oft unumgänglich, einzelne Tiere zu fangen, um außer der Färbung des Haarkleides noch weitere, für die Bestimmung wichtige Merkmale in Ruhe studieren zu können.

Beispiele für Farbvarianten von Königinnen und Männchen von Bombus humilis, die in der Umgebung von Tübingen anzutreffen sind, sind nachfolgend zu sehen. In Mitteleuropa ist das Männchen von Bombus pascuorum mit der hellen Form von Bombus humilis leicht zu verwechseln.

bombus_humilis_2005_0938.jpg

Noch schwieriger im Gelände zu bestimmen als die Königinnen und Arbeiterinnen sind die farblich variierenden Männchen einiger Arten. Bei Bombus lapidarius ähneln die Männchen in der Grundfärbung den Weibchen, jedoch haben sie meist ein gelbes Gesicht und eine gelbe Binde (Collare) auf dem vorderen Rückenteil des Brustsegments, die sich auch auf die Seiten des Brustabschnitts erstrecken kann. Selten ist auch das Schildchen (Scutellum, hinterer Teil der Rückenplatte des Brustsegments) gelb. Am sichersten lassen sie sich anhand des Baus des Kopulationsapparats identifizieren, was jedoch die Benutzung optischer Hilfsmittel voraussetzt. Zur Ermutigung sei Schmiedeknecht zitiert, der schon 1878 schreibt: „Es lasse sich also kein Anfänger durch die Menge der Formen und Färbungen abschrecken. Ist einmal in seinen Studien etwas Licht geworden, so wird er von selbst nicht rasten, und ich kann versichern, die Gattung Bombus liefert Stoff für ein ganzes Leben.“

Wer alle heimischen Bombus-Arten kennenlernen will und z.B. die Hummelfauna seiner näheren Heimat erfassen will, kommt nicht darum herum, sich eine wissenschaftliche Vergleichs- und Belegsammlung aufzubauen und sich Bestimmungsliteratur, notfalls in einer Bibliothek, zu besorgen. Ältere, deutschsprachige Bestimmungstabellen wie Schmiedeknecht (1930) und Faester & Hammer (1979) sind, da kaum illustriert, schwierig zu handhaben. Die Illustrationen in der Tabelle von Mauss (1987) stammen überwiegend aus dem Buch von Alford (1975).

Sehr zu empfehlen ist die neuere Arbeit über die Hummeln der Schweiz von Amiet et al. (2017), die reich illustrierte Bestimmungstabellen, Farbtafeln und Verbreitungskarten aller Arten enthält. Ausführliche Beschreibungen und Zeichnungen enthalten auch die in Englisch abgefaßten Arbeiten von Löken (1973, 1984). Viele Fotos enthalten die Bücher von v. Hagen & Aichhorn sowie Amiet & Krebs (2019). Gut illustriert sind auch die Einführung in die Hummelfauna Großbritanniens von Prys-Jones & Corbet (1987) und der Feldführer von Edwards & Jenner (2005). Einen Feldbestimmungsschlüssel für die Hummeln Österreichs, Deutschlands und der Schweiz liefern Gokcezade et al. (2015). Hinweise zum Sammeln und Präparieren geben Amiet et al. (2017) und Westrich (1990, 2019). Die einzelnen Arbeiten sind nachfolgend mit den bibliographischen Daten zusammengestellt.

Literatur

Alford, D.V. (1975): Bumblebees. – 352 S., London (D. Poynter).

Amiet, F., Müller, A. & Praz, C. (2017): Hymenoptera Apidae 1. Allgemeiner Teil, Gattungen. Apis, Bombus. – Insecta Helvetica Bd. 29, 187 S. [Neuauflage]

Amiet, F. & A. Krebs, A. (2012): Bienen Mitteleuropas. - Gattungen, Lebensweise, Beobachtung. - 423 S. Bern (Haupt.Verlag).


Amiet Tafel 1
 
Amiet Tafel 2

Tafeln aus dem empfehlenswerten Bestimmungsbuch von Amiet et al. (2017). Linke Abbildung: Farbtafel mit den Erscheinungsformen von Hummeln (Königinnen und Arbeiterinnen), wie sie in der Schweiz auftreten. – Rechte Abbildung: Steckbrief von Bombus pomorum mit seiner Verbreitung in der Schweiz. (Dank an Felix Amiet, der mir freundlicherweise erlaubt hat, die Tafeln hier abzubilden.)

Edwards, M. & M. Jenner (2005): Field Guide to the Bumblebees of Great Britain and Ireland. - 106 S. Ocelli Limited. ISBN 0-9549713-0-2 (englisch).

Faester, K. & Hammer, K. (1970): Systematik der mittel- und nordeuropäischen Bombus und Psithyrus (Hym. Apidae).- Ent. Meddr. 38: 257-302.

Gokcezade, J.F., Gereben-Krenn, B.-A., Neumayer, J. & Krenn, H.W. (2015): Feldbestimmungsschlüssel für die Hummeln Österreichs, Deutschlands und der Schweiz. – Linzer biol. Beitr. 47: 5–42.

Gokcezade, J.F., Gereben-Krenn, B.-A. & Neumayer, J. (2017): Feldbestimmungsschlüssel für die Hummeln Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. – 55 S., Wiebelsheim (Quelle & Meyer). 7,95 €.


Feldbestimmung_Bummeln

Dieses Buch soll die Bestimmung aller heimischen Hummelarten im Feld mittels Lupe und mit etwas Übung ermöglichen. Hauptmerkmal ist die Färbung der Behaarung. Der Schlüssel enthält auch morphologische Merkmale zur Unterscheidung ähnlich gefärbter Arten und differenziert zwischen Königinnen und Arbeiterinnen sowie Drohnen.

Hagen, E. von & A. Aichhorn (2014): Hummeln bestimmen, ansiedeln, vermehren, schützen. 359 S., Nottuln (Fauna-Verlag).


Hagen Tafel 1

Farbzeichnungen und viele Fotos enthält das Buch von E. v. Hagen und A. Aichhorn (2014) in seiner 6. Auflage.


Löken, A. (1973): Studies in Scandinavian bumble-bees (Hymenoptera, Apidae). – Norsk Ent. Tidskr. 20: 1-218 (englisch).

Löken, A. (1984): Scandinavian species of the genus Psithyrus Lepeletier (Hymenoptera: Apidae). – Ent. scand. Suppl. 23: 1-45 (englisch).

Mauss, V. (1987): Bestimmungsschlüssel für die Hummeln der Bundesrepublik Deutschland.- 50 S., Hamburg (Deutscher Jugendbund f. Naturbeobachtung).

Müller, A., Krebs, A. & Amiet, F. (1997): Bienen. Mitteleuropäische Gattungen, Lebensweise, Beobachtung. – 384 S., München (Naturbuch-Verlag).

Neumayer, J. (2004): Erstfund von Bombus haematurus Kriechbaumer, 1870 (Hymenoptera, Apidae) in Österreich. – Beitr. Entomofaunistik 5: 134-135.

Owens, N. (2020): The Bumblebee Book. A guide to Britain and Ireland's bumblebees. – 186 S., Pisces Publications (Birkshire).

Prys-Jones, O.E. & Corbet, S. A. (1987): Bumblebees. – Naturalists' handbooks, 6, 86 S.; Cambridge (englisch).

Schmiedeknecht, O. (1930): Die Hymenopteren Nord- und Mitteleuropas. – 2. Aufl., 1062 S., Jena (G. Fischer).

Schwarz , M., Gusenleitner, F., Westrich, P. & Dathe, H. H. (1996): Katalog der Bienen Österreichs, Deutschlands und der Schweiz (Hymenoptera, Apidae). – Entomofauna, Supplement 8, 398 S.; Linz.

Westrich , P. (1990): Die Wildbienen Baden-Württembergs. – 2 Bände, 972 S., 496 Farbfotos; Stuttgart (E. Ulmer). [2., verb. Auflage].

Westrich , P. (2019): Die Wildbienen Deutschlands –2., aktualisierte Auflage, 824 S., 1700 Farbfotos. Stuttgart (E. Ulmer).

Westrich, P. & H. H. Dathe (1997): Die Bienenarten Deutschlands (Hymenoptera, Apidae). Ein aktualisiertes Verzeichnis mit kritischen Anmerkungen. – Mitt. Ent. Ver. Stuttgart 32: 3-34.

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Literatur ergänzt am 22. Dezember 2020, Namen aktualisiert am 13. Juli 2024

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