Parasitisch lebende Bienen können wir in zwei Gruppen einteilen:
Brutparasiten nutzen die Brutfürsorgeleistungen anderer Bienen aus: Sie bauen keine eigenen Nester und verproviantieren keine Brutzellen, sondern »schmuggeln« ihre Eier in die Brutzellen anderer Bienenarten mit solitärer, kommunaler oder sozialer Lebensweise. Die Schmarotzerlarve saugt das Wirtsei aus bzw. tötet die junge Wirtslarve und verzehrt anschließend den Futtervorrat, nicht jedoch die Wirtslarve. Wir sprechen deshalb auch von Futterparasiten. Vor allem angloamerikanische Autoren nennen sie auch Kleptoparasiten (»cleptoparasites«) (vom griechischen kleptein = stehlen). Einige deutschsprachige Autoren sind ihnen gefolgt. Oft wird auch der Begriff »Kuckucksbienen« gebraucht. Normalerweise verteidigt die Wirtsbiene ihr Nest gegenüber dem Parasiten, sofern sie diesem begegnet; ausnahmsweise (Gattung Nomada) kann auch ein friedfertiges Verhältnis bestehen. Adulte Kuckucksbienen sind immer entweder Weibchen mit voll entwickelten Ovarien oder Männchen. Meist sind sie nur wenig behaart und oft bunt gefärbt. Die Weibchen besitzen darüber hinaus keine Einrichtung für den Pollentransport, da sie ja keinen Pollen sammeln.
Die artenarme Gattung Ammobates ist in Deutschland nur mit der einen Art Ammobates punctatus vertreten, die durch ihre gedrungene Gestalt gekennzeichnet und 7–8 mm groß ist. Die Grundfarbe ist schwarz, die Hinterleibssegmente 2-3 sind rot, an vielen Stellen finden sich weiße Filzflecken.
Ammobates punctatus (das linke Foto zeigt das Männchen) schmarotzt bei der Pelzbienenart Anthophora bimaculata.
In Mitteleuropa ist die Gattung nur mit der einen Art A. abdominalis vertreten, die in Österreich und in Deutschland, jedoch nicht in der Schweiz nachgewiesen wurde. Obwohl der Wirt auch in anderen Bundesländern (Baden-Württemberg, Thüringen) nachgewiesen wurde, gibt es in Deutschland von der bei uns schon seit jeher extrem seltenen Kuckucksbiene lediglich in Brandenburg einige ältere Nachweise. Offenbar sind die einzigen deutschen Vorkommen schon lange erloschen. Da auch der Bestand des Wirtes in Deutschland extrem abgenommen hat, ist kaum noch mit einem erneuten Auftreten dieser Art zu rechnen.
Ammobatoides abdominalis schmarotzt bei der Schwebebienenart Melitturga clavicornis. Auf dem Foto links hat sich ein Weibchen zur Nachtruhe mit den Mandibeln an einem Grashalm festgebissen.
Die artenarme Gattung ist in Deutschland nur mit drei durchweg sehr seltenen Arten vertreten. Die unterschiedlich gefärbten Arten lassen sich im Feld unterscheiden, wobei auch die Größe und die Kenntnis der Wirte der Bestimmung dienlich sind.
Biastes emarginatus, Kuckucksbiene bei Rophites-Arten, ist weißfilzig behaart, Kopf und Thorax weisen auch braune Filzflecken auf. Hier hat sich ein Weibchen zur Nachtruhe an einem Grashalm mit dem Mandibeln festgebissen.
Der deutsche Name der Gattung Coelioxys rührt von der charakteristischen Kegelform des Hinterleibs der Weibchen her. Die Männchen sind an den Enddornen des Abdomens leicht kenntlich. Das Schildchen (Scutellum) trägt jederseits einen kräftigen Zahn. Beim Weibchen ist das Analsegment oft verlängert und zugespitzt. Im Feld sind nur manche Arten zu unterscheiden.
Coelioxys rufescens: Ein Weibchen, das soeben aus einer Zelle seines Wirtes Anthophora plagiata geschlüpft ist. Andere Arten schmarotzen bei blattschneidenden Megachile-Arten oder bei Anthidium byssinum.
Die Gattung Dioxys ist artenarm und in Deutschland nur mit zwei Arten vertreten. Der deutsche wie wissenschaftliche Name rührt von der typischen Bezahnung des Schildchens (Scutellum) her.
Dioxys tridentata schmarotzt vor allem bei Osmia-Arten und Megachile parietina. Näheres in diesem Steckbrief. Ein weiterer Steckbrief behandelt Dioxys cincta.
Die Gattung Epeoloides ist in Deutschland nur mit der einen Art Epeoloides coecutiens vertreten, deren Wirte die Schenkelbienenarten Macropis europaea und Macropis fulvipes sind. Schmuckbienen sind 9–10 mm groß.
Während des Männchen (links) von Epeoloides coecutiens grünliche Augen und eine rostrote Behaarung aufweist, sind beim Weibchen (rechts) Kopf und Thorax kurz schwarz behaart mit weißen Haarflecken. Der Hinterleib ist fast kahl, Segment 1–3 sind rot, die übrigen schwarz mit weißen Binden.
Die Gattung Epeolus ist artenarm und in Deutschland nur mit fünf Arten vertreten.
Epeolus variegatus ist ein Gegenspieler von Colletes similis, vereinzelt auch von Colletes daviesanus und Colletes hederae.
Von der Gattung Melecta kommen in Deutschland nur die beiden Arten M. luctuosa und M. albifrons vor. Ihren deutschen Namen »Trauerbienen« tragen sie von der meist tiefschwarzen Behaarung, die reich mit weißhaarigen Flecken verziert ist (Ausnahme: M. albfrons). Die beiden heimischen Arten sind auch im Feld gut zu unterscheiden.
Melecta albifrons (links das Männchen) schmarotzt bei Anthophora-Arten, insbesondere Anthophora plumipes. Weitere Informationen im Steckbrief der Art.
Die Wespenbienen sind nur wenig behaart und haben meist einen glänzenden und auffallend bunt gefärbten Hinterleib. Durch dieses Merkmal unterscheiden sie sich so sehr von anderen Bienen, daß sie von Laien oft mit Faltenwespen, von Anfängern in der Bienentaxonomie mit Grabwespen der Gattungen Crabro oder Ectemnius verwechselt werden. Die Gattung ist aber auch im Feld für ein geübtes Auge meist gut zu erkennen. Die Unterscheidung der über 80 aus Mitteleuropa bekannten Arten bereitet selbst mit guten optischen Hilfsmitteln außerordentliche Schwierigkeiten, weil die Bestimmungsmerkmale oft unauffällig oder schwer zu erkennen sind. Man braucht Zeit und Übung für diese Bienengattung.
Dieses Weibchen von Nomada flava gehört zu den rot-gelben Arten. Wie bei den meisten Nomada-Arten sind Andrena-Arten die Wirte. Die Wirte von Nomada flavopicta hingegen sind Arten der Gattung Melitta.
Vertreter der Gattung Sphecodes sind im allgemeinen leicht zu erkennen. Der wie poliert glänzende, leuchtend rot gefärbte Hinterleib zeichnet sie aus (»Blutbienen«), nur die Männchen einiger kleiner Arten haben manchmal ein ganz schwarzes Abdomen. Außerdem sind Kopf und Thorax von tiefschwarzer Farbe und fein bis grob-runzlig punktiert. Die meisten Arten sind mit Ausnahme von S. albilabris und S. gibbus im Feld nicht bis zur Art zu identifizieren. Sie bereiten vor allem dem Anfänger erhebliche Schwierigkeiten bei der Bestimmung. Dies gilt vor allem für die Weibchen, während die Männchen anhand bestimmter Merkmale des Kopulationsapparats und der Fühler etwas leichter zu determinieren, aber immer noch schwierig genug sind. Die Größe reicht von 4–14 mm. Die meisten Sphecodes-Arten schmarotzen bei Halictus- und/oder Lasioglossum-Arten. Einige wenige auch bei Andrena-Arten.
Sphecodes gibbus (das linke Bild zeigt das Weibchen) schmarotzt bei mehreren Arten der Gattung Halictus (Furchenbienen).
Sphecodes albilabris, Männchen auf Senecio jacobaea (Jakobs-Kreuzkraut). Wirt ist die Seidenbienenart Colletes cunicularius.
Die Gattung erinnert im Habitus an Osmia, ist aber eng mit Anthidium verwandt. Stelis signata und verwandte Arten, die ihren Anthidium-Wirten in Habitus und Färbung außerordentlich ähneln, lassen dies besonders deutlich erkennen. Die schönste Art dürfte Stelis nasuta sein, die durch ihre roten Beine und die weißen Flecken auf den Tergiten 2–4 auffällt. Ansonsten sind die Arten schwarz gefärbt (Düsterbiene!) und ohne oder nur mit winzigen gelben oder weißen Zeichnungen. Auffallende Merkmale der Gattung sind beim Weibchen die kahle, fast flache Abdomen-Unterseite, beim Männchen ist diese stark eingedrückt und mit hellen Fransen versehen. Das geübte Auge kann einen Teil der einheimischen Arten unterscheiden. Die Größe reicht von 3–11 mm.
Das hier abgebildete Weibchen von Stelis signata schmarotzt bei der Harzbienenart Anthidium strigatum. Stelis nasuta (Steckbrief) ist ein Brutparasit der Mörtelbienenart Megachile parietina.
Von der Gattung Thyreus sind aus Deutschland nur zwei Arten bekannt. Das Schildchen (Scutellum), dessen Form sich vom dem bei der nah verwandten Melecta unterscheidet, ist ganz flach und ragt weit nach hinten vor, der Endrand ist tief ausgeschnitten und mitten weiß behaart. Die Arten sind im Feld schwer zu unterscheiden.
Thyreus orbatus (das Foto zeigt das Weibchen) schmarotzt bei mehreren Arten der Gattung Anthophora, z.B. Anthophora quadrimaculata, Anthophora plagiata und Anthophora pubescens. Ein besonders eindrucksvolle Schwarz-Weiß-Färbung hat der In Deutschland fehlende, aber in der Schweiz und in Österreich vorkommende Thyreus ramosus.
Sozialparasitische Bienen bauen ebenfalls keine eigenen Nester, noch sammeln
sie Nahrung, vielmehr lassen sie ihre Brut von anderen sozialen Bienen aufziehen.
Charakteristische Sozialparasiten sind die »Kuckuckshummeln«, das
sind bestimmte Artengruppen innerhalb der Gattung Bombus (früher eigene
Gattung Psithyrus).
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Die Schmarotzerhummelart Bombus barbutellus lebt sozialparasitisch bei Erdhummeln (Bombus-lucorum-Verwandschaft).
Die Schmarotzerhummelart Bombus bohemicus lebt sozialparasitisch bei der Hellen Erdhummel (Bombus lucorum).