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Entwicklung, Fortpflanzungsrate

Entwicklung der Biene

Die Bieneneier haben alle, soweit bekannt, eine zylindrische, schwach gekrümmte, und an den beiden Polen abgerundete Gestalt und sind von milchigweißer Farbe. Bis zum Schlüpfen der Larven vergehen in Abhängigkeit von der Umgebungstemperatur 4–10 Tage. Die Larven sind typische Maden, sie haben weder Beine noch Augen. Nach dem Schlüpfen sind sie wie das Ei gefärbt, aber allmählich nehmen sie durch die Nahrungsaufnahme eine dunklere Färbung an. Die Dauer des Futterverzehrs beträgt 2–4 Wochen, wobei die meisten Bienen erst nach Beendigung der Larvalzeit ihre Exkremente abgegeben, Vertreter der Familie Megachilidae (Mauerbienen, Blattschneiderbienen und Verwandte) aber bereits während der Wachstumsphase. Viele Bienenlarven spinnen, nachdem sie ihr Wachstum abgeschlossen haben, einen schützenden Kokon aus eigenen Drüsensekreten. Meistens wird der Kokon erst nach dem Entleeren der Exkremente (Kotabgabe) gefertigt, die Honigbiene ausgenommen. Der Kokon schützt die Jungbiene während ihrer Metamorphose (Verwandlung) von der Larve zur adulten Biene.

Entwicklung am Beispiel der Rostroten Mauerbiene (Osmia bicornis):


Osmia bicornis Brutzelle mit Ei

Brutzelle mit Ei.

Osmia bicornis Brutzelle mit Ei

Zwei Tage alte Larve.


Osmia bicornis Brutzelle mit Ei

Vier Tage alte Larve.

Osmia bicornis Brutzelle mit Ei

Ausgewachsene Larve.

Osmia bicornis Brutzelle mit Ei

Larve hat mit dem Kokonspinnen begonnen.

Osmia bicornis Brutzelle mit Ei

Fertiger Kokon.

Osmia bicornis Puppe

Geöffneter Kokon mit junger Puppe, deren Komplexaugen sich langsam zu färben beginnen.

 

Eine ganze Reihe von Bienenarten fertigt jedoch keinen Kokon. Nach der Kotabgabe bzw. der Fertigstellung des Kokons schließt sich eine mehr oder weniger lange Zeit der Ruhe an, bevor die Verpuppung erfolgt. Dieses Stadium der Ruhelarve oder Vorpuppe dauert je nach Klima, Erscheinungszeit und Art wenige Wochen bis 11 Monate. Bei der Verpuppung wird die Larvenhaut abgestreift. Die Puppe hat bereits die Umrisse der fertigen Bienen. Alle Teile sind weißlich und äußerst zart. Der Körper ist langgestreckt und die Flügel, die noch nicht entfaltet sind, liegen als kleine, glasklare, häutige Päckchen dem Thorax eng an. Im Verlauf der Puppenruhe färben sich zunächst die Komplex‑ und Punktaugen, später die Mundwerkzeuge, die Fühler, der Thorax usw. durch sukzessive Pigmentierung aus und die Haemolymphe (Blutflüssigkeit) wird in die Flügel gepumpt, wodurch sie gestreckt werden.

Am Ende der Puppenzeit bricht die Puppenhaut am Thoraxrücken auf und wird durch Bewegungen des Insekts nach und nach abgestreift. Als Endergebnis finden wir die fertig entwickelte Biene, das Vollinsekt, auch Imago genannt, in der Brutzelle vor. Die Behaarung ist anfangs silbrigweiß und liegt dem Körper dicht an. Erst im Verlauf der Sklerotisierung (Härtung der Kutikula) nimmt sie ihre endgültige Färbung an. Das Verlassen des Kokons oder der Zelle erfolgt mit Hilfe der Oberkiefer und der Beine.

Fortpflanzungsrate

Solitärbienen sind im allgemeinen nicht besonders fruchtbar. Da die Lebensdauer der Weibchen meist auf 4–6 Wochen begrenzt ist und für Bau und Versorgung einer einzigen Brutzelle im allgemeinen mindestens ein Tag benötigt wird, haben sie nur maximal 20–40 Nachkommen pro Weibchen. Bei Schlechtwetterperioden und ungünstigen Nistplatzverhältnissen ist die Fortpflanzungsrate (Reproduktionsrate) noch geringer. Da ein Teil der Brut Räubern oder Parasiten zum Opfer fällt oder sich aus sonstigen Gründen (z. B. Verpilzung) nicht entwickelt und obendrein ein mehr oder weniger hoher Anteil der Nachkommen von Solitärbienen aus Männchen besteht, resultieren im günstigsten Fall aus einer Brut etwa 10 fortpflanzungsfähige Weibchen. Ähnliche Reproduktionsraten liegen vermutlich bei den kommunalen Arten vor. Bei den sozialen Bienen hingegen müssen wir mit wesentlich höheren Zahlen rechnen. Bei eusozialen Furchenbienen produziert eine Königin 30–100 Individuen (Lasioglossum malachurum), maximal 1500 Individuen (Lasioglossum marginatum) im Verlauf der Kolonieentwicklung. Hummelköniginnen erzeugen meist nicht mehr als 100, in einzelnen Fällen bis zu 800 Nachkommen im Verlaufe einer Vegetationsperiode. Die Honigbienenkönigin hingegen bringt es im Laufe ihres 3- bis 4jährigen Lebens auf über 100 000 Nachkommen, in den Monaten Mai/Juni kann sie mitunter 1200–1500 Eier pro Tag legen.

 

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