Vertreter mehrerer Käfer-Familien entwickeln sich in den Brutzellen von Wildbienen oder leben von toten Sammlungsexemplaren. Dabei handelt es sich um
Die Larve des Veilchenfarbenen Ölkäfers (Meloe violaceus) frißt in der Brutzelle zunächst das Bienenei und nach der Häutung auch den Nahrungsvorrat. Später dringt sie in eine weitere Zelle ein, wo sie die Bienenlarve verzehrt.
Die Buntkäfer sind in Mitteleuropa mit 20, oft bunt gezeichneten Arten vertreten. Manche finden wir regelmäßig auf Blüten, deren Pollen sie fressen, andere auf oder unter Baumrinde, wo sie, wie auch ihre Larven, räuberisch von anderen Holzinsekten und deren Larven leben. Trichodes alvearius und Trichodes apiarius zwei metallisch blau und rot gefleckte Cleriden von 10–16 mm Körpergröße entwickeln sich meistens in Nestern solitärer Wildbienen, gelegentlich aber auch anderer solitärer Stechimmen. Zu den Wirten gehören vor allem oberirdisch nistende Arten der Familie Megachilidae (Mauer-, Scheren- Löcher- und Blattschneiderbienen). In deren Nestern fressen sie die eingetragenen Nahrungsvorräte oder die Brut. Sie heißen daher auch Immenkäfer, Bienenkäfer oder Bienenwölfe (Namensgleichheit mit Grabwespen der Gattung Philanthus) und können zum Typ des Räubers gerechnet werden. (Selten findet man sie auch in Stöcken der Honigbiene, wo sich die Larven von toten Bienen, Puppen und Maden ernähren, aber kaum Schaden anrichten.)
Die Eiablage erfolgt in kleinen Hohlräumen oder anderen geschützten Stellen in der Nähe der Nester. Die Fortpflanzungsrate beträgt 200 Eier pro Weibchen bei T. alvearius und 260 Eier pro Weibchen bei T. apiarius (Carré 1980). Die Larven des ersten Stadiums dringen in die Nester oder Brutzellen von Bienen ein (vgl. Krombein 1967, Maréchal 1933). Finden sie nicht sofort geeignete Nährsubstrate (Pollen , Eier, Larven) vor, sind sie in der Lage, bis zu 10 Monate im Hungerzustand zu überdauern. Von T. apiarius konnte ich selbst eine Larve über ein Jahr unter extremem Nahrungsmangel am Leben erhalten. Durch diese Widerstandsfähigkeit haben die Käferlarven die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln, wenn sie zuerst auf ein Substrat mit nur geringem Nährwert gestoßen sind.
In Linienbauten zerstört die Trichodes-Larve alle Zwischenwände und frißt
den Inhalt sämtlicher Brutzellen. Vor der
Verpuppung wird zum Nest eingang hin
ein fester Pfropfen aus Exkrementen und
Zwischenwandmaterial gebaut. Die Larve spinnt einen rosaroten, seidigen Kokon. Die Puppenruhe kann mehrere Jahre dauern, so daß sich der Entwicklungszyklus vom Ei bis zur Imago über 3 bis 5
Jahre erstrecken kann.
Einen Überblick über die Buntkäfer der Bundesländer Rheinland-Pfalz und Saarland und ihre Verbreitung, Biologie, Entwicklung und Phänologie gibt das reich illustrierte Grundlagenwerk von Niehuis (2013). Welche Rolle der Pollen als Bestandteil der Ernährung der Trichodes-Arten spielt, hat Flügel (2014) dokumentiert.
Carré, S. (1980): Biologie de deux prédateurs de l’abeille solitaire Meg. rotundata F. (= pacifica Panz.) (Hym. Megachilidae) Trichodes alvearius F. et Trichodes apiarius L. (Col. Cleridae). Méthodes de lutte. – Apidologie 11: 255–295.
Krombein, K.V. (1967): Trap-nesting Wasps
and Bees: Life Histories, Nests and Associates. – 570 S.; Washington D.C. (Smithsonian Press).
Maréchal, P. (1933): Sur quelques habitants
des chaumes des toitures. Eriades maxillosus L. et ses parasites, principalement Trichodes alvearius F. (Col. Cleridae). – Bull.
Ann. Soc. ent. Belg., 1933: 227–257.
Niehuis, M. (2013): Die Buntkäfer in Rheinland-Pfalz und im Saarland. – 684 S.;
Landau (GNOR).
Flügel, H.-J. (2014): Über einige Fundnachweise und den Blütenbesuch von Trichodes-Arten (Coleoptera: Cleridae). – Philippia 16: 155–171.
Ein Weibchen von Trichodes apiarius an Niströhren von Osmia bicornis.
Trichodes alvearius bei der Eiablage in ein Mauerbienennest.
Junge Larve von Trichodes alvearius in einer Brutzelle.
Larve von Trichodes alvearius auf der Suche nach einem geeigneten Wirtsnest.
Larve von Trichodes alvearius in der Brutzelle von Osmia bicornis.
Die ausgewachsene Larve von Trichodes alvearius hat für die weitere Entwicklung einen Kokon hergestellt.
Ein Weibchen von Stenoria analis (Seidenbienen-Ölkäfer) bei der Eiablage im Blütenstand von Peucedanum cervaria (Hirsch-Haarstrang).
Imago des Diebskäfers Ptinus sexpunctatus.
Ein in einer Insektensammlung gefundenes Exemplar von Anthrenus verbasci (Wollkrautblütenkäfer). Seine Larven können ganze Insektensammlungen vernichten.