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Verbesserung der Nistmöglichkeiten -1-
Nisthilfen für Bewohner vorhandener Hohlräume - A -

Frage:
Sind Nisthilfen für Hohlraumbesiedler ein geeignetes Mittel, dem vieldiskutierten »Insektensterben« oder dem sogenannten »Bienensterben« entgegenzuwirken?

Antwort: Nein!
Das Anbieten solcher Nistmöglichkeiten ist kein wirksamer Beitrag zum Schutz bedrohter Arten, weil die Arten, die darin nisten, entgegen oftmals geäußerter Behauptungen nicht darauf angewiesen sind (v. a. gilt dies für die Gehörnte und die Rostrote Mauerbiene). Grundsätzlich ist ein nachhaltiger Schutz der Wildbienen, vor allem der gefährdeten Arten, nur durch die Erhaltung, Pflege und Förderung der natürlichen oder naturnahen Nistplätze und Nahrungsräume möglich. Der Schutz der Lebensräume hat höchste Priorität.

Sind sie dennoch sinnvoll? Ja!
Nisthilfen für Hohlraumbesiedler sind, sofern sie etwas taugen (!), sehr gut für die Naturbeobachtung und für pädagogische Zwecke geeignet. So ähnelt diese Maßnahme dem Anbringen von Nistkästen für häufige höhlenbrütende Vögel wie z. B. Kohlmeisen oder Hausrotschwänze. Allerdings müssen sie über Jahre hinweg sachkundig betreut werden, was leider viel zu häufig vernachlässigt wird.

Die allermeisten Nisthilfen werden nur von zwei Arten genutzt, wobei es sich um die Frühlingsarten Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) und Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis) handelt. Dies gilt vor allem für die käuflichen Pappröhrchen von 6–9 mm Durchmesser. Bei kleineren Durchmessern der Niströhren (Bambus, Schilf, Bohrungen in Holz) treten auch die Hahnenfuß-Scherenbiene (Chelostoma florisomne) und die Gewöhnliche Löcherbiene (Heriades truncorum) auf. Auch wenn es immer wieder behauptet wird: das Anbieten solcher Nistmöglichkeiten hilft nicht den durch Lebensraumsverlust gefährdeten Arten. Denn die Bienenarten, die dieses Angebot in der Regel annehmen, sind weit verbreitet, häufig und ungefährdet und brauchen diese Art von Förderung nicht. Dies gilt mehr oder weniger auch für einige weitere an diesen Nistmöglichkeiten auftretende Arten. Vereinzelt nutzen auch gefährdete Arten dieses Angebot, aber nur, wenn die Nisthilfen ihren speziellen Ansprüchen genügen und auch andere Bedingungen in der Umgebung erfüllt sind wie ein spezielles Pollenangebot. Mehr als 20 Arten wird man aber selbst bei höchster Qualität der Nisthilfen nicht als Besiedler antreffen können. Vielfach wird übersehen, daß ja mehr als zwei Drittel der nestbauenden Arten im Erdboden nisten.

Nisthilfen dieses Typs werden seit langem auch für die faunistische und tierökologische Forschung (Artenspektrum, Larvenfutter, Baumaterialien, Parasitierung) erfolgreich eingesetzt (Stichwort: »trap-nesting«).

Regal mit Nisthilfen

Eine einfache Möglichkeit, gleichzeitig mehrere Typen von Nisthilfen (Bambusröhrchen, Bündel von Schilfstengeln, Strangfalzziegel und Holzblöcke mit Bohrungen) anzubieten ist, sie auf einem Holzregal unterzubringen. Als Windschutz für eine raschere Erwärmung des Nistplatzes wurde das Regal mit einer Rückwand versehen. Die Lücken bieten Platz für weitere Nisthilfen, sobald die vorhandenen besiedelt sind. Es empfiehlt sich, auch seitlich als Windschutz gegen Westwinde eine Stegdoppelplatte anzubringen. Damit Sonne und Wärme auch in die höchste Etage gelangen, wurde das Regal mit einer transparenten Stegdoppelplatte aus Polycarbonat als Regenschutz versehen. Solch ein lichtdurchlässiges Dach kann durchaus 30–60 cm überstehen. Ein weit nach vorne ragendes Dach aus Ziegeln oder Holz – wie vielfach zu sehen – wirft jedoch im Sommer einen weit nach unten reichenden Schatten, der die Besiedlung vor allem durch wärmeliebende Arten deutlich reduziert (siehe Abbildungen auf dieser und der folgenden Seite oben).

Es kommt nicht darauf an, daß ein Wildbienenhaus den ästhetischen Ansprüchen der Menschen gefällt, sondern daß es die natürlichen Ansprüche der Besiedler erfüllt!

Schilfhalme, Bambus- und Pappröhrchen

Am leichtesten und mit größtem Erfolg können wir solchen Arten eine Nistanlage bieten, die vorhandene Hohlräume verschiedenster Form und Größe besiedeln. Die einfachste Möglichkeit besteht darin, Stücke aus Bambusrohr anzubieten, das in Baumärkten oder beim Gartenbedarfs-Handel erhältlich ist. (Leider sind die Bambusstäbe manchmal durch und durch verholzt. Dann sind sie ungeeignet.) Dazu wird Bambusrohr mit einem Innendurchmesser von 3–9 mm jeweils hinter den Knoten (Verdickungen) so durchgesägt, daß das hintere Ende durch diesen Knoten einen natürlichen Abschluß hat, während das vordere Ende für den Nestbau zugänglich bleibt. (Ein Durchmesser von 2 mm wird nur von besonders kleinen Arten und nur selten genutzt.) Werden die Knoten ebenfalls abgesägt, dann muß das offene hintere Ende z.B. mit Watte verschlossen werden, damit der Gang völlig dunkel ist. Das Mark wird vom Eingang her mit Hilfe eines entsprechend langen Bohrers, dessen Bohrweite etwas geringer als die des Bambusröhrchens ist oder mit Hilfe eines stärkeren Drahtes oder mit Hilfe einer Flaschenbürste (5 mm) ausgeräumt. Ziel sollte sein, eine möglichst glatte Innenwandung zu schaffen. Vor allem für die Gehörnte Mauerbiene sind solche Hohlräume sehr attraktiv, vor allem, wenn sie mindestens (!) 10 cm tief sind. Die 10–20 cm langen Bambusstücke kann man einzeln in die viereckigen oder runden Löcher von Lochziegeln (Hohlziegeln), die es in jedem Baumarkt zu kaufen gibt, stecken. Leere Lochziegel haben keinerlei Nistplatzfunktion! Ebenso kann man sie als Bündel dicht gepackt in Resten von Kunststoff-Rohren (hinten offen oder mit Löchern versehen wegen der Luftzufuhr) oder Konservendosen regensicher unterbringen. Notfalls kann man die fest zusammengeschnürten Bündel auch ohne diesen Schutz an einer Wand, einem Pfosten oder an der Balkonbrüstung anbringen.

Bambusröhrchen mit Osmia cornuta

Diese Bambusröhrchen waren bereits im Vorjahr auf meinem Balkon reichlich durch die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) bebaut worden. Im kommenden März sind zahlreiche Männchen (ich habe 61 gezählt) geschlüpft und schwärmen vor den Röhrchen, wo sie ihre einige Tage später erscheinenden Weibchen erwarten. Bei einigen Röhrchen ist der Nestverschluß noch unversehrt. Aus ihnen sind demnach bisher weder Männchen noch Weibchen geschlüpft.

Drei Möglichkeiten, Bambusröhrchen waagrecht und stabil unterzubringen. Die Verwendung von Lochziegeln hat nur auf diese Weise Sinn. Für das Zusammenschnüren der Bambusröhren rechts wurden zwei Kabelbinder verwendet, von denen hier nur der vordere sichtbar ist.


Auf jeden Fall sollten die Bambusröhrchen waagrecht orientiert sein.


Zur Not kann man auch Schilf- und Strohhalme oder (käufliche) Pappröhrchen verwenden. Die Rolle aus Schilfhalmen wurde auf folgende Weise gefertigt: Eine als Sichtschutz im Baumarkt erhältliche Schilfmatte wurde mit einer scharfen Rebschere auf Längen von ca. 30 cm gekürzt und die Teilstücke wurden aufgerollt. Besser, weil schärfer, ist die Verwendung einer elektrisch getriebenen Laubsäge (Dekupiersäge). Auf diese Weise erhält man schnell viele Röhrchen, die vorne nicht zerfasert sind. Einige Arten nehmen aber auch Schilfhalme an, die »nur« mit einer Rebschere geschnitten wurden und daher vorne etwas zerfasert sind. In der nachstehend abgebildeten Rolle und in dem käuflichen Nistkasten nisten Mauerbienen, Scherenbienen, Löcherbienen, Maskenbienen und diverse Grab- und Faltenwespen mit ihren Gegenspielern. Es besteht allerdings die Gefahr, daß Spechte während des Winters die relativ dünnen Stengelwände aufhacken und die Brut fressen. Für Gelbhals- oder Waldmäuse zugängliche Halme erleiden manchmal das gleiche Schicksal. Ein Schutzgitter (siehe weiter unten) kann die Nester in der kalten Jahreszeit schützen.

Schilfrolle

Schilfrolle

Schwegler-Schilfkasten

Käuflicher Nistkasten mit Schilfhalmen (Fa. Schwegler)

Osmia cornuta an Schilfhalmen

Teil eines käuflichen Nistkastens (Fa. www.Wildbienenschreiner.de) mit besiedelten Schilfhalmen und aus den vorjährigen Nestern frisch geschlüpften Männchen der Gehörnten Mauerbiene (Osmia cornuta).

Pappröhrchen

Käufliche Pappröhrchen mit einem Innendurchmesser von 6-9 mm werden meistens nur von der Gehörnten und der Rostroten Mauerbiene (Osmia cornuta, O. bicornis) genutzt. Sie müssen nach dem Schlüpfen der Mauerbienen ausgetauscht werden, da sie sich nicht reinigen lassen.

Hartholz mit Bohrgängen

Für eine weitere Art von Nisthilfen benötigen wir abgelagertes, entrindetes Hartholz , in das wir Gänge mit unterschiedlicher Weite bohren und damit die natürlichen Gänge holzbewohnender Käfer, Schmetterlinge oder Hautflügler nachahmen. Geeignet sind das Holz von Esche, Buche, Hainbuche oder Eiche, wobei Eschenholz zu bevorzugen ist, weil es weniger leicht reißt. Die Trocknung entspricht der von Brennholz. Keinesfalls darf es mit Holzschutzmitteln behandelt sein. Nadelholz (Fichte, Tanne, Kiefer) ist nicht einmal als Notbehelf geeignet, da sich seine Fasern nach dem Bohren bei Feuchtigkeit wieder aufrichten, die Bienen aber glatte Innenwandungen bevorzugen. Nadelholz-Blöcke bleiben daher meistens nur sehr schwach oder gar nicht besiedelt. Ich selbst bevorzuge Eschenholz. Eichenholz kann man auch nehmen, es wird allerdings um so härter, je älter es ist und führt leicht zur Überhitzung der Bohrer bei der Anfertigung der Bohrgänge. Gleiches gilt für Tropenholz (z. B. Meranti als Abfall beim Fensterbau). Buchenholz ist zwar ebenfalls geeignet, es neigt aber eher zum Reißen als Eschenholz. Die Abstände zwischen den Bohrungen sollten deshalb etwas größer sein als z. B. bei Eschenholz. Zum Bohren nimmt man eine elektrische Bohrmaschine oder – falls verfügbar – einen Bohrständer.

Größe und Form der Nisthilfen sind eigentlich unerheblich, Blöcke können aber die Handhabung deutlich erleichtern, vor allem beim Glätten der Bohrungen. Etwa mauerziegelgroße Hartholzreste (von einer Schreinerei, einer Sägerei oder einer Stielfabrik) sind besonders gut zu handhaben. Dicke Äste, wie man sie im Wald findet oder beim Förster bekommt, sind nur geeignet, wenn sie nach der »Ernte« lange genug getrocknet wurden. Sie sind aber eher ein Notbehelf. Ich selbst bevorzuge 7 cm starkes Dielenholz, das mindestens 2 Jahre trocken gelagert wurde und lasse es vom Schreiner in entsprechend große Blöcke sägen (z. B. 7 cm breit, 20 cm hoch, 15 cm tief). In das Holz werden Gänge von 5–10 cm Tiefe und eine Durchmesser von 2–8 mm (oder 9 mm für die Gehörnte Mauerbiene) gebohrt. Die Bohrungen sind so tief, wie der Bohrer aus dem Bohrfutter herausragt. Das heißt, Bohrungen mit kleinem Durchmesser sind weniger tief als solche mit großem Durchmesser. Durchmesser von 8–9 mm sollten aber mindestens 9–10 cm tief sein, weil ansonsten zu viel Licht in die Gänge fällt und die Bohrungen weniger attraktiv sind. Wenn man den Holzblock durchbohrt, dann muß man die Löcher mit Watte verschließen oder auf der Rückwand eine Platte anbringen. Die Gänge müssen immer völlig dunkel sein, da sie ansonsten nicht von den Wildbienen genutzt werden.

Empfehlenswert ist die Kombination verschieden weiter Gänge in einer Nisthilfenanlage, doch sollten Durchmesser von 3–6 mm überwiegen, weil diese von mehr Arten besiedelt werden als Gänge mit größerem Durchmesser. Die Abstände zwischen den Bohrungen sollten mindestens 10 mm (bei Bohrungen von 8–6 mm Durchmesser) bzw. 6 mm (bei Bohrungen von 3–5 mm Durchmesser) betragen. Die einzelnen Arten wählen dann die ihrer eigenen Größe (Kopfbreite) entsprechenden Bohrgänge zum Nestbau aus. Wenn beim ersten Bohrgang die Bohrungen nicht sauber sind und noch querstehende Fasern aufweisen, bohrt man nach dem Abschleifen nochmals nach. Dies wird erleichtert durch die Verwendung eines Bohrständers.

Wenn bestimmte Arten die Nisthilfen nicht besiedeln, kann dies daran liegen, daß der von ihnen bevorzugte Durchmesser nicht (mehr) vorhanden ist. Ich empfehle hinsichtlich des Durchmessers zwei unterschiedliche Typen von Nisthilfen: Nistblöcke mit Gängen mit einem Durchmesser von 2–5 mm und solche mit Gängen von 6–9 mm Durchmesser; die Kombinationen von Bohrweiten werden also auf verschiedene Nistblöcke verteilt. Dies erleichtert die Kontrolle und spätere Pflege und Reinigung der verlassenen Nester v. a. von Gehörnter und Rostroter Mauerbiene. Natürlich sind auch Blöcke geeignet, die jeweils nur Bohrungen ein und desselben Durchmessers aufweisen.

Die Holzoberfläche wird nach dem Bohren mit feinem Sandpapier geglättet, damit die Nesteingänge nicht durch eventuell querstehende Fasern versperrt werden.

»Profis« nehmen hierzu einen elektrischen Schwingschleifer. Leider wird gerade das Abschleifen allzuoft vernachlässigt. Sorgfalt zahlt sich in einer deutlich besseren Besiedlung aus! Wer eine Kreissäge zur Verfügung hat, kann nach dem Bohren das Holzstück nochmals 2 mm tief absägen. Dann erhält man besonders glatte Eingänge. Das Bohrmehl wird herausgeklopft. Bei Buchenholz kommt es bei Bohrungen von 8 oder 9 mm Durchmesser durch Witterungseinflüsse gerne zu Rissen. Gespaltene Gänge werden aber von den Bienen kaum angenommen, weil hier die Gefahr einer Parasitierung viel höher ist. Wer also Buchenholz verwendet und viele Gänge nebeneinander bohren will, sollte die Bohrgänge nicht zu dicht (Abstand 15 mm) anordnen. Bei Durchmessern von 2–4 mm können die Gänge dichter (Abstand 6 mm) nebeneinander gesetzt werden. In der Regel erweist es sich außerdem immer als besser, nicht in das Stirnholz (Hirnholz) zu bohren, sondern quer zur Holzmaserung, also von der Seite, auf der vorher die Rinde war (Längsholz). Zwar nisten in Bohrgängen, die sich im Hirnholz befinden, bisweilen auch einzelne Exemplare von Gehörnter oder Rostroter Mauerbiene. Wer aber ein größeres Artenspektrum zum Ziel hat, der sollte grundsätzlich ins Längsholz bohren.

Nistblock

Zwei Nisthilfen aus gut abgelagertem Eschenholz, das ich von einer Stielfabrik bezogen habe. Der linke Holzblock enthält Bohrungen von 3,5 mm Durchmesser speziell für Arten wie die Hahnenfuß-Scherenbiene (Chelostoma florisomne) und die Glockenblumen-Scherenbiene (Chelostoma rapunculi) sowie die Gewöhnliche Löcherbiene (Heriades truncorum). Diese Arten bevorzugen diesen Durchmesser.

Der rechte Block enthält Bohrungen von 8 mm Durchmesser für die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta). 9 mm Bohrweite ist für diese Art besonders attraktiv. Die Weibchen dieser Art erzeugen dann große und auch mehr Weibchen als Männchen, wenn sie solche Hohlräume zur Verfügung haben.

Je unterschiedlicher demnach die von uns hergestellten Bohrungen in Holz sind, desto mehr Arten können wir damit anlocken und fördern. Die Bohrungen können in Reih und Glied angeordnet werden oder unregelmäßig verteilt sein.

Bohrungen für Nisthilfe

Teil einer Nisthilfe aus Buchenholz.

So glatt wie auf diesem Bild sollten die Gänge bzw. Eingänge sein und zwar bei allen Durchmessern. Gut getrocknetes, massives Eschen- oder Buchenholz sind hierfür besonders geeignet. Gute Bohrer und Schmirgelpapier sind ebenfalls Vorausssetzung für die Fertigung attraktiver Gänge. Für die zusätzliche Zeit wird man mit einer besseren Besiedlung belohnt. Bitte stets die Bohrung ins Längsholz durchführen (auf Maserung achten)! Hier wurden kleine und große Durchmesser in ein und demselben Block geschaffen. Ich empfehle aber, Bohrungen von 2–5 mm und Bohrungen von 6–8 mm auf verschiedene Blöcke zu verteilen, weil dies die spätere Kontrolle der Besiedlung und Reinigung erleichtert.

Weitere Beispiele:

Diese drei Nisthilfen wurden mir zur Beurteilung geschickt.

Links: 28,5 x 8,6 cm; Nisthilfe aus Eschenholz mit Bohrgängen von 3,5 bis 8 mm Durchmesser. Mehr Bohrungen mit 6 und 8 mm wären hier sinnvoll. Auch die Abstände könnten etwas kleiner sein. Mitte: 20 x 8 cm; Nisthilfe aus Buchenholz mit Bohrgängen von 8 mm (oben) bis 3 mm (unten); Abstand der Bohrungen zu groß. Rechts: 14 x 7,5 cm; käufliche Nisthilfe aus Buchenholz (von Manfred Frey). Bohrgänge von 3 mm bis 8 mm; richtiger Abstand der Bohrungen. [Großansicht: auf die Abbildung klicken.]

  • Ammobates punctatus
    Links: 28,5 x 8,6 cm; Nisthilfe aus Eschenholz mit Bohrgängen von 3,5 bis 8 mm Durchmesser. Mehr Bohrungen mit 6 und 8 mm wären hier sinnvoll. Auch die Abstände könnten etwas kleiner sein. Mitte: 20 x 8 cm; Nisthilfe aus Buchenholz mit Bohrgängen von 8 mm (oben) bis 3 mm (unten; Abstand der Bohrungen zu groß). Rechts: 14 x 7,5 cm; käufliche Nisthilfe aus Buchenholz (von Manfred Frey). Bohrgänge von 8 mm bis 3 mm; richtiger Abstand der Bohrungen

Mein Tip: Wenn man eigens für die frühfliegenden Mauerbienen (Gehörnte und Rostrote Mauerbiene), die die alten Nester nur ausnahmeweise (<1%) und nur auf den letzten Zentimetern reinigen, Nistblöcke herstellt (gilt nur für Bohrungen mit 6–9 mm Durchmesser), kann man diese nach zwei Brutperioden vor dem nächsten Schlüpftermin im zeitigen Frühling in einen allseits geschlossenen Karton legen, in dessen Seite man ein Ausflugsloch von 1–2 cm Durchmesser geschnitten hat. Wenn dann die Mauerbienen schlüpfen, verlassen sie den Karton durch das Ausflugsloch, kehren aber meistens nicht wieder in diesen zum Nisten zurück. Dann hat man die Gewähr, daß aus den Nestern alle Bienen geschlüpft sind und die Bohrungen somit keine Nestinsassen mehr beherbergen. Dann kann man die Bohrungen säubern und im kommenden Frühling (dem Jahr 4 seit dem ersten Anbieten) den Nistblock wieder als Nistgelegenheit verwenden.
Ein Beispiel:
2021: Erstbesiedlung
2022: Schlüpfen und vereinzelt Zweitbesiedlung im vordersten Teil des Hohlraums
2023: In Karton legen und nach dem Schlüpfen reinigen
2024: Gesäuberte Bohrungen wieder anbieten

Auf diese Weise verwende ich hölzerne Nistblöcke schon seit über 20 Jahren. So können sich auch Diebskäfer und Buntkäfer als Nutznießer und besonders geschützte (!) Gegenspieler entwickeln, die zur Lebensgemeinschaft der Mauerbienen zählen. Vereinzelt kann es aber vorkommen, daß ein geschlüpftes Mauerbienenweibchen auf seiner Suche nach einer Nistmöglichkeit durch das Ausflugsloch in den Karton schlüpft und entgegen unserer Erwartung doch im Innern ein Nest baut. Wenn das Weibchen nicht mehr auftaucht und seine Arbeit beendet hat, kann man dann im Innern einen frischen Nestverschluß finden, den man dann natürlich unversehrt läßt.

Ist eine Reinigung notwendig?

Wenn nach der Brutzeit oder im Winter die Brutröhren der Gehörnten bzw. der Rostroten Mauerbiene aufgebrochene Nestverschlüsse aufweisen, kann dies das Ergebnis von Kohl- oder Blaumeisen sein, die (vergeblich) versucht haben, an die Larven heranzukommen. Es kann aber auch heißen, daß der Hohlraum im Vorjahr nicht erneut besiedelt wurde. Dann sollte man die Gänge von den darin befindlichen Resten von Kokons, Lehm und Kot reinigen und für die nächste Saison wieder anbieten (siehe »Mein Tip«). Diese Arbeiten sollten aber bis Ende Februar abgeschlossen sein, weil Anfang März schon die ersten Mauerbienen geschlüpft sein können und dann ebenfalls die vorher intakten Nestverschlüsse aufgebrochen sind. Später fliegende Arten wie Scherenbienen (Chelostoma) und Löcherbienen (Heriades) sowie Osmia adunca reinigen alte Nester meist, um sie erneut zu nutzen. Um wirklich sicher zu sein, welche Arten welche Bohrungen wann besiedelt haben, empfiehlt sich eine kontinuierliche Beobachtung der Nistaktivitäten. Aber dies sollte eigentlich bei einem seriösen Einsatz von Nisthilfen ohnehin selbstverständlich sein. Um die alten Nistgänge in Holzblöcken und Bambusröhren zu reinigen, verwende ich die gleichen Bohrer, die ich auch für die Herstellung genutzt habe. Nur dann lassen sich die alten Nestreste vollständig entfernen. Rundbürsten sind lediglich bei der Reinigung von Bambusröhren tauglich, insbesondere, wenn diese ein offenes Ende haben.

Nisthilfen lediglich anzubieten und danach dauerhaft sich selbst zu überlassen, verschlechtert die Bedingungen für die Bewohner und mindert die Beobachtungsmöglichkeiten.

Wie sinnvoll ist ein Schutzgitter?

Immer wieder werde ich gefragt, ob es notwendig oder zumindest sinnvoll ist, vor einem Wildbienenhaus mit mehreren darin enthaltenen Nisthilfen (meist für Hohlraumbesiedler) ein Schutzgitter anzubringen. Auf einer ganzen Reihe von Websites wird ausdrücklich darauf hingewiesen, mit einem Gitter die Nisthilfen zu schützen. Sind die darin nistenden Wildbienen (oder andere Stechimmen) tatsächlich durch Vögel bedroht? Wie sehen meine eigenen Erfahrungen hierzu aus?

Ich betreibe seit 25 Jahren zwei Wildbienenhäuser: ein kleineres auf der Terrasse und ein größeres im Garten. Nur 50 m entfernt beginnt ein großflächiger Laubwald, in dem 6 Spechtarten leben. Dennoch habe ich in der langen Zeit nie einen Specht an meinen Nisthilfen für Hohlraumbesiedler angetroffen. Lediglich einmal sah ich einen Grünspecht an meinen Totholzstämmen, in denen alljährlich Holzbienen nisten. Auch im Botanischen Garten in Tübingen hat ein Grünspecht einmal einen von Holzbienen besiedelten Stamm aufgehackt, worauf ich diesen mit einem Drahtgeflecht so geschützt habe, daß die Holzbienen noch ausreichend Zugang zum Holz hatten. Auch eine in dem dortigen Wildbienenhaus enthaltene künstliche, aus Löß bestehende Steilwand wurde einmal von einem Grünspecht beschädigt, wobei offensichtlich Brutzellen der Frühlings-Pelzbiene (Anthophora plumipes) betroffen waren.

Sowohl während der Vegetationsperiode als auch im Winter kann man aber immer wieder Blau- oder Kohlmeisen beobachten, die versuchen, die Nestverschlüsse in Holzblöcken oder Bambusröhren aufzuhacken in der Erwartung, die dahinter liegenden Larven fressen zu können. Dies gelingt ihnen aber schon allein deswegen nicht, weil hinter dem Nestverschluß z. B. der Gehörnten und Rostroten Mauerbiene stets eine sogenannte Leerzelle liegt, in der sich keine Brut befindet (siehe die Abbildung des Nestes im Steckbrief). Es ist zwar ärgerlich, wenn die Nestverschlüsse zerstört werden, weil man dann unter Umständen unsicher ist, ob sich in dem Hohlraum dahinter noch Brut befindet. Aber wirklichen Schaden können die Meisen mit ihren kurzen Schnäbeln an den Nestern nicht anrichten.

Wenn sich Meisen an Pappröhrchen versuchen, liegen diese dann bisweilen auf dem Boden vor den Nisthilfen, wenn sie nur locker aufliegen und gegen Herausfallen nicht gesichert sind (bündeln!). Während der Brutsaison fangen Meisen hin und wieder auch anfliegende Bienen. Manchmal liegen dann Teile von Bienenkörpern vor dem Wildbienenhaus. Dieses Verhalten kann ein Netz oder ein Gitter allerdings nicht völlig verhindern. Was auch manchmal vorkommt, sind Wald- oder Gelbhalsmäuse, die in das Wildbienenhaus eindringen und dort Schilfstengel mit darin enthaltenen Nestern aufschlitzen und die Brut fressen.

Wer es für sinnvoll hält, einen Schutz vor den Nisthilfen anzubringen, dem empfehle ich das folgende: man hängt im Abstand von 20 cm unmittelbar vor den Nisthilfen ein blaues Kunststoffnetz auf, wie man es im Weinbau als Schutz vor Staren verwendet, mit einer Maschenweite von mindestens 3 x 3 cm. Die Hautflügler können problemlos durchfliegen, und Vögel werden ferngehalten. Es gibt auch Taubenabwehrgitter aus nicht rostendem Edelstahl, die eine ähnliche Maschenweite haben, aber trotz ihrer Qualität nicht teuer sind. Während der Saison sollte auf jeden Fall das Durchfliegen möglich sein. Nur ein Notbehelf kann ein Sechseckgeflecht (Alberts) mit nur 25 mm Maschenweite sein. Nur bei einem Winterschutz kann die Maschenweite auch kleiner sein (z. B. Maulwurfnetz). Der Grund für die notwendige Maschenweite ist folgender: bei zu kleinen Maschen landen die Bienen auf dem Netz und versuchen hindurchzukrabbeln. Dabei verlieren sie leicht den Pollen, den sie in ihrer Bauchbürste gespeichert haben, und der Sammelflug war vergebens. Deshalb ist ein ungehindertes Durchfliegen wichtig. Ein gewisser Abstand von den Nesteingängen ist ebenfalls notwendig, damit ein ungehinderter Flug zum eigenen Nest hinter dem Schutzelement möglich ist.

Bei Wildbienenhäusern, die in der freien Landschaft aufgestellt werden, empfehle ich auf jeden Fall ein Schutzgitter aus Metall. Nicht, um Vögel abzuhalten, sondern um Beschädigungen der Nisthilfen durch Vandalismus zu verhindern. Das Gitter sollte so angebracht werden, daß eine Reinigung der Nisthilfen möglich ist (z. B. Scharniere auf der Seite, gegebenenfalls mit Vorhängeschloß).

Charakteristische Arten der Nisthilfen für Hohlraumbewohner und ihre bevorzugten Durchmesser


  • Chelostoma campanularum (Scherenbienen-Art) — Bevorzugter Durchmesser: 2 mm
  • Chelostoma distinctum (= Osmia cantabrica) (Scherenbienen-Art) — Bevorzugter Durchmesser: 2 mm
  • Chelostoma florisomne (= Osmia florisomnis) (Hahnenfuß-Scherenbiene) [Steckbrief] — Bevorzugter Durchmesser: 3,5–4 mm
  • Chelostoma rapunculi (= Osmia rapunculi) (Glockenblumen-Scherenbiene) [Steckbrief] — Bevorzugter Durchmesser: 3,5–4 mm
  • Hylaeus communis und weitere Hylaeus-Arten (Maskenbienen) [Steckbrief] — Bevorzugter Durchmesser: 3–4 mm
  • Heriades truncorum (= Osmia truncorum) (Gewöhnliche Löcherbiene) [Steckbrief] — Bevorzugter Durchmesser: 3–3,5 mm
  • Heriades crenulata (= Osmia crenulata) (Gekerbte Löcherbiene)* — Bevorzugter Durchmesser: 3–3,5 mm
  • Megachile centuncularis (Blattschneiderbienenart) — Bevorzugter Durchmesser: 5 mm
  • Megachile ericetorum (Platterbsen-Mörtelbiene)* [Steckbrief] — Bevorzugter Durchmesser: 6 mm
  • Megachile rotundata (Luzerne-Blattschneiderbiene)* [Steckbrief] — Bevorzugter Durchmesser: 5–6 mm
  • Megachile sculpturalis (Asiatische Mörtelbiene)* [siehe hier] (in Ausbreitung, bislang nur im Süden Deutschlands) — Bevorzugter Durchmesser: 8–10 mm
  • Megachile versicolor (Blattschneiderbienenart) — Bevorzugter Durchmesser: 5 mm
  • Megachile willughbiella (Garten-Blattschneiderbiene) — Bevorzugter Durchmesser: 6 mm
  • Osmia adunca (Glänzende Natterkopf-Mauerbiene) [Steckbrief] (nur bei artgerechtem Futterangebot) — Bevorzugter Durchmesser: 5–6 mm
  • Osmia bicornis (= Osmia rufa) (Rostrote Mauerbiene) [Steckbrief] — Bevorzugter Durchmesser: 5–7 mm
  • Osmia brevicornis (Schöterich-Mauerbiene)* [Steckbrief] (selten und nur bei artgerechtem Futterangebot) — Bevorzugter Durchmesser: 5 mm
  • Osmia caerulescens (Stahlblaue Mauerbiene) [Steckbrief] — Bevorzugter Durchmessern: 4–5 mm
  • Osmia cornuta (Gehörnte Mauerbiene) [Steckbrief] — Bevorzugter Durchmesser: 7–9 mm
  • Osmia leaiana (Distel-Mauerbiene)* — Bevorzugter Durchmesser: 5 mm
  • Osmia niveata (Mauerbienenart)* — Bevorzugter Durchmesser: 5 mm

Anmerkung: Die mit * gekennzeichneten Arten kommen in Deutschland nicht in allen Bundesländern vor oder treten als Besiedler seltener auf.

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