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Die Bienen Deutschlands:
Nachträge und Ergänzungen 1

Bemerkenswerte Befunde, die mir seit dem Erscheinen der 2., aktualisierten Auflage von »Die Wildbienen Deutschlands« (September 2019) bekannt wurden, werden nachfolgend wiedergegeben und erläutert.

Kasparek, M. & S. Schmidt (2019): Neu entdeckt und schon verschwunden? Die Schneckenhaus-Biene Rhodanthidium septemdentatum (Latreille, 1809), neu für Deutschland (Hymenopotera: Apidae). – Nachrichtenblatt der bayerischen Entomologen 68 (3–4): 113–116. 

Im November 2019 berichten Kasparek & Schmidt über einen Fund von Anthidium (Rhodanthidium) septemdentatum Latreille 1809 im Ökologisch-Botanischen Garten Bayreuth im Jahr 1990. Bei dem einzigen Exemplar handelt es sich um ein Weibchen, das Peter Hartmann am 12. Juli 1990 gesammelt und als Fundort »Bt, Botanischer Garten« angegeben hatte. Die Autoren halten es für nicht ausgeschlossen, daß es sich »um eine eingeschleppte Art« handelt. Da die nächstgelegenen Vorkommen in Tschechien etwa 200 km östlich liegen, halten sie es jedoch auch für möglich, daß die Art am Rande ihres Areals »dauerhafte Populationen aufbauen kann«, die aber »offensichtlich starken Schwankungen unterworfen sind«.

Anthidium septemdentatum

Ein Männchen von Anthidium septemdentatum beim Besuch an Purpur-Geißklee (Chamaecytisus purpureus) (14. April 2009, Gemona di Friuli, Italien). Die Art nistet in leeren Schneckenhäusern unterschiedlicher Größe und ist polylektisch.


Dubitzky, A., & Schubert, J. (2019): Bemerkenswerte Wildbienen- und Wespennachweise für den Großraum München (Hymenoptera: Apoidea, Sphecidae, Vespidae). – Nachrichtenblatt der bayerischen Entomologen 68 (1/2): 9–21.

Die Autoren berichten über seltene oder bemerkenswerte Bienenarten, die in München und Umgebung im Rahmen von Aufsammlungen und Kartierungen erstmals bzw. wieder gefunden wurden: Andrena agilissima, Andrena curvungula, Andrena lagopus, Andrena potentillae, Coelioxys alata, Colletes hederae, Dasypoda hirtipes, Halictus quadricinctus, Halictus scabiosae, Osmia (Hoplitis) tridentata, Megachile genalis, Osmia cornuta, Anthidium (Pseudoanthidium) nanum, Stelis odontopyga. Informationen über die lokale Verbreitung, Häufigkeit, Gefährdung und Biologie der Arten werden gegeben.

Fleischmann, A. (2019): Die Efeu-Seidenbiene Colletes hederae Schmidt & Westrich, 1993 in Südbayern. – Nachrichtenblatt der bayerischen Entomologen 68 (1/2): 22–26.

Der Autor berichtet über eine deutliche Ausbreitung von Colletes hederae im westlichen und mittleren Südbayern. Damit ist die Art nun aus zahlreichen MTB-Quadranten Bayerns bekannt, und mit einer weiteren Ausbreitung ist zu rechnen.

Tischendorf, S., & Schanowski, A. (2019): Zur Entwicklung der Bestandessituation von Andrena decipiens Schenck 1861 in Deutschland mit einem Wiederfund von A. decipiens und A. flavilabris Schenk 1874 in Hessen (Hymenoptera Apidae). Jahrbuch des nassauischen Vereins für Naturkunde 140: 6778.

Die Autoren berichten über Neufunde von Andrena decipiens in Hessen. Sie vermuten eine Ausbreitung aus dem Südwesten von Frankreich oder Luxemburg her. Hochwasserdämme scheinen eine wichtige Rolle bei der Ausbreitung zu spielen. Ergänzend aufgeführt werden aktuelle Nachweise der bislang aus Hessen nicht bekannten Andrena flavilabris.

Praz, C., Müller, A., & Genoud, D. (2019): Hidden diversity in European bees: Andrena amieti sp. n., a new Alpine bee species related to Andrena bicolor (Fabricius, 1775) (Hymenoptera, Apoidea, Andrenidae). – Alpine Entomology 3: 11–38. https://doi.org/10.3897/alpento.3.29675

In der Publikation von Praz et al. werden die mit Andrena bicolor verwandten Arten behandelt. Sie gehören innerhalb der Gattung Andrena zur Untergattung Euandrena, für deren mitteleuropäische Arten die Autoren einen Bestimmungsschlüssel in Englisch liefern. Andrena amieti wird als neue Art beschrieben. Sie ist dem bekannten Entomologen Felix Amiet gewidmet, der sich u.a. mit seinem Bestimmungswerk der Bienen der Schweiz große wissenschaftliche Verdienste erworben hat. Die neubeschriebene Art konnte anhand von Belegexemplaren auch aus den Allgäuer Alpen und damit aus Deutschland nachgewiesen werden. Sie hat zwei Generationen im Jahr, wobei die 1. Generation ab Ende März erscheint, die 2. Generation ab Mitte Juni. Die Höhenverbreitung erstreckt sich in den europäischen Alpen von 1000 m bis etwa 2300 m. Das Spektrum von Lebensräumen ist breit: lichte Wälder, Wiesen, subalpine Matten und Geröllhalden. Die Art ist ausgesprochen polylektisch. Unter den 15 belegten Pflanzenfamilien werden Asteraceae, Rosaceae und Salix (Salicaceae) bevorzugt; die Weibchen der 2. Generation zeigen eine deutliche Bevorzugung des Pollens der Campanulaceae (Campanula, Phyteuma).

Auch die bereits 1973 von Warncke aus den italienischen Alpen beschriebene Andrena montana konnte für die deutschen Alpen bestätigt werden. In den europäischen Alpen wurde sie zwischen 1500 m und 2750 m gefunden. Sie hat nur eine Generation im Jahr. Sie ist wie Andrena amieti polylektisch, wobei Campanulaceae, Helianthemum (Cistaceae) und Caryophyllaceae) die wichtigsten Pollenquellen sind.


Reder, G. (2020): Erstnachweis von Lithurgus cornutus (Fabricius 1787) in Deutschland und zur Verbreitung von Lithurgus chrysurus Fonscolombe 1843 (Hymenoptera: Megachilidae). Ampulex 11: 3033.


Lithurgus cornutus Weibchen

Aufgrund einer Mitteilung über einen überraschenden Fund von Lithurgus cornutus durch Gerd Reder, dem ich an dieser Stelle nochmals danke, konnte ich ein schon abgeflogenes Weibchen am 3. September 2019 am selben Fundort beobachten und auf dem Blütenstand der Weg-Distel (Carduus acanthoides) fotografieren.


Burger, R. (2020): Beobachtungen zum Blütenbesuch und Pollensammeln von Lasioglossum buccale (Perez 1903) (Hymenoptera: Anthophila). Ampulex 11: 3440..

Witt, R. & Riemann, H. (2020): Bemerkenswerte Stechimmenfunde aus Niedersachsen und Bremen (Hymenoptera: Aculeata). –Ampulex 11: 41–47.

Die Autoren berichten über einige bemerkenswerte Funde von Stechimmen in Niedersachsen und Bremen. Folgende Bienenarten sind aufgeführt: Andrena strohmella, Andrena viridescens, Anthidium nanum, Heriades crenulatus, Hylaeus rinki, Lasioglossum costulatum, Megachile analis, Megachile ligniseca, Nomada conjungens, Thyreus orbatus.

Burger, R., Rennwald, K. & Doczkal, D. (2020): Zahlreiche Nachweise von Andrena bimaculata (Kirby 1802) (Hymenoptera: Anthophila) in Baden-Württemberg und Anmerkungen zur Lebensweise in SW-Deutschland. Ampulex 11: 5154.

Andrena bimaculata wurde in Anzahl in der Rheinebene Baden-Württembergs nachgewiesen. Möglicherweise hat sich die Art in jüngster Zeit in Sandgebieten der Rheinebene ausgebreitet. Dort wurde sie im Frühling regelmäßig an blühenden Gehölzen (z. B. Schlehe, Prunus spinosa) beobachtet. Die Funddaten lassen zwei Generationen im Jahr erkennen. Innerhalb der taxonomisch noch unzureichend geklärten Gruppe um Andrena bimaculata sind die Tiere aus Südwestdeutschland alle einer Form zuordnen, die durch dunkle Beine, eine weiß-gelbliche Scopa, die oben basal verdunkelt ist, sowie dunkle Tergite 1+2 ohne Rotfärbung gekennzeichnet ist.

Saure, C., & Petrischak, H. (2020): Dioxys cincta (Jurine 1807), eine für Deutschland neue Bienenart (Hymenoptera, Apiformes). Eucera 15: 17.

Die Autoren berichten über einige Nachweise von Dioxys cincta im Bundesland Brandenburg und diskutieren das mögliche Wirtsspektrum. Sie vermuten, daß die 2020 erstmals festgestellte Art in jüngster Zeit ihr Areal aus dem südlichen Mitteleuropa bis in das nordöstliche Deutschland hinein ausgedehnt hat, im hier dargestellten Fall wohl über Tschechien. [Nach der Veröffentlichung von Eucera 15 teilte Erwin Scheuchl per Mail mit, er habe bereits 2019 in Bayern zwei Weibchen der Art gefunden.]

Zu dieser Art gibt es einen Steckbrief.

Jansen, E. & Saure, C. (2021): Über Camptopoeum aus Sachsen-Anhalt (Hymenoptera, Apiformes). Eucera 16: 1–10.

Die Autoren haben sämtliche aus Sachsen-Anhalt verfügbaren Exemplare von Camptopoeum neu geprüft. Dabei stellte sich heraus, daß alle überprüften Individuen eindeutig zu Camptopoeum friesei Mocsáry 1894 gehören und nicht – wie bislang angenommen und unter diesem Namen publiziert – zu Camptopoeum frontale (Fabricius 1804). In der Liste der Bienen Deutschlands wurde daher C. frontale durch C. friesei ersetzt. Auch ich habe mich in meinen Publikationen (Westrich & Dathe 1997, Westrich et al. 2012, Westrich 2018/2019) mit Angaben zu Camptopoeum auf die Bestimmung der jeweils zitierten Autoren verlassen, ohne selbst Sammlungsmaterial aus Sachsen-Anhalt gesehen zu haben.

Ergänzungen 2. Teil