Heute habe ich sowohl in meinem Garten, als auch im Nachbarort nach schüpfenden Frühlingsbienen Ausschau gehalten und den im vergangenen Jahr untersuchten Waldrand besucht.
Kaum hatte die Lufttemperatur 10 °C erreicht, der Frühnebel hatte sich gelegt und die Sonne war herausgekommen, da schlüpften aus meinen Nisthilfen die ersten Weibchen der Gehörnten Mauerbiene (Osmia cornuta). 10 Pärchen konnte ich nach einer Stunde an den Nisthölzern und auf dem Boden davor sitzen sehen.
Sobald die Temperaturen am Morgen ansteigen, kommen die Männchen der Gehörnten Mauerbiene (Osmia cornuta) aus den alten Nestgängen heraus, in denen sie übernachtet haben.
Kaum hat ein Weibchen der Gehörnten Mauerbiene seine Brutzelle verlassen, wird es von einem der vielen Männchen gepackt. In der kommenden Stunde werden sich die Geschlechter paaren. Das Weibchen sucht sich dann einen Nistplatz und beginnt mit dem Bau und der Verproviantierung eines Nestes. Details zur Biologie dieser Art finden sich bei den solitären Bienen.
Am späten Vormittag stattete ich dem im Nachbarort liegenden Nistplatz der Frühlings-Pelzbiene (Anthophora plumipes) einen ersten Besuch ab. Ich hatte das Glück, ein schlüpfendes Männchen zu beobachten und zu fotografieren, das soeben nach einer rund elfmonatigen Entwicklung und Ruhephase aus seiner Zelle kriecht. Die gelbe Gesichtsfärbung ist für die Männchen dieser Art ganz typisch. Näheres zu dieser Art und zu dem Nistplatz siehe hier.
Das oben aus seiner Zelle kriechende Männchen hat sich auf einem Erdbröckchen niedergelassen. Bevor es zum ersten Ausflug startet, muß es sich erst einmal ausgiebig orientieren. Sein Haarpelz ist noch wunderschön braun. Dieser wird aber innerhalb weniger Tage durch die Wirkung des Sonnenlichts ausbleichen und hellgrau werden.
Am frühen Nachmittag war ich an dem im vergangenen Jahr untersuchten Waldrand, um zu schauen, ob die Weibchen von Andrena clarkella mit dem Brutgeschäft begonnen haben. Dieses war durch die kühle Witterung der letzten Tage beeinträchtigt. Beachten Sie die mächtigen Pollenpakete an den Hinterbeinen. — Bisher war es mir nicht gelungen, ein Weibchen dieser Waldart beim Pollensammeln an der Sal-Weide (Salix caprea) zu fotografieren. Heute hatte ich Glück.
Erstmals für dieses Jahr sah ich die bei Andrena clarkella schmarotzende Wespenbienen-Art Nomada leucophthalma. Das links abgebildete Weibchen flog langsam über dem Waldrandboden, immer auf der Suche nach einem Wirtsnest, und rastete zwischendurch nur ganz kurz.
Auch von der Sandbienen-Art Andrena minutula sind die ersten Männchen geschlüpft. Sie verköstigen sich zuallererst mit dem Nektar der Sal-Weide. Sie sind so klein, daß sie sich zwischen den Staubfäden hindurchwühlen müssen, um zu den Nektarien zu gelangen.
Sal-Weiden sind auch attraktive Pollenquellen der Honigbiene (Apis mellifera), wie das obige Bild zeigt. Glücklicherweise waren am Waldrand heute nur einzelne Honigbienen aktiv, so daß die völlig auf Weiden angewiesene, weil hochspezialisierte Sandbienen-Art Andrena clarkella nicht zu stark unter der Nahrungskonkurrenz zu leiden hatte. Sie kann, ganz im Gegensatz zur flexiblen Honigbiene, nicht auf andere Pollenquellen ausweichen, die in ihrem Lebensraum in dieser Jahreszeit ohnehin kaum zur Verfügung stehen. Wenn dann Schlechtwetterperioden während der Sal-Weiden-Blüte wie in diesem Jahr das Nahrungsangebot zusätzlich verknappen, kann der weniger anpassungsfähige Nahrungskonkurrent durchaus ins Hintertreffen geraten. Deshalb wird an dem besagten Waldrand die Entwicklung einer weiteren männlichen Weide (Pollen!) gezielt gefördert.
[Alle Fotos dieser Seite wurden am 15.03.2008 gemacht.]
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