In den kommenden zwei Wochen erwarten wir das Erscheinen der nächsten Generation der Efeu-Seidenbiene (Colletes hederae) in Mössingen, wo die Art im vergangenen Jahr erstmals gesichtet wurde. Einzelheiten über dieses letztjährige Phänomen finden sich auf diesen Seiten.
Der Kirchengemeinderat der evangelischen Kirchengemeinde Mössingen sowie Pfarrerin Frau Dietz und Pfarrer Uwe Braun-Dietz haben für die Erhaltung des Vorkommens der Efeu-Seidenbiene viel Verständnis gehabt. Sie haben deshalb beschlossen, zwischen der Kirche und dem Kindergarten einen Nistplatz anlegen zu lassen, damit in der kommenden Saison die Weibchen ungestört nisten können und gleichzeitig die Kinder des Kindergartens ihren Sandkasten weiterhin nutzen können. Das Ergebnis dieses nicht selbstverständlichen und sehr erfreulichen Engagements ist oben zu sehen. Auf einer ostexponierten Böschung wurde der dichte Zwergmispel-Bewuchs beseitigt, das Erdreich ausgehoben und das Loch mit lehmigen Sand gefüllt. Im Laufe des Monats August stellten sich bereits mehrere Arten von Grabwespen (Spheciformes) ein, die nachfolgend dargestellt werden. Alle Fotos wurden zwischen dem 12. und 26. August 2007 an diesem Nistplatz gemacht. Ich bin gespannt, ob der Nistplatz auch von Colletes hederae angenommen wird.
Ein Weibchen des recht häufigen Philanthus triangulum inspiziert im Flug den Eingang seines Nestes in dem neu geschaffenen Nistplatz.
Ein Weibchen von Philanthus triangulum kommt mit Beute zum Nest zurück. Unter seinem Körper trägt es im Flug eine Arbeiterin der Honigbiene (Apis mellifera), die alleinige Beuteart dieser Grabwespe. Daher heißt diese Grabwespenart auch »Bienenwolf«. Die Beute wird meist nur mit den Mittelbeinen festgehalten. Zwei Weibchen konnte ich beim Eintragen beobachten. Goldwespen als Gegenspieler waren noch nicht festzustellen.
In Deutschland gibt es noch eine weitere Philanthus-Art. Diese sei zum Vergleich beigefügt. Philanthus coronatus kam früher in einigen sogenannten Wärmeinseln vor. Er ist mittlerweile aber extrem selten. Am 14. August habe ich bei Oberbergen im Kaiserstuhl das hier zu sehende Tier fotografiert. Durch gezielte Suche konnte ich die Art in den vergangenen Jahren im Kaiserstuhl regelmäßig zumindest in einigen Exemplaren beobachten. Die Beutetiere sind größere Arten der Bienengattungen Halictus (Furchenbienen) und Andrena (Sandbienen). Im Kaiserstuhl dürfte Halictus quadricinctus eine wichtige Beuteart sein.
Die 8-12 mm große Grabwespenart Cerceris rybyensis trägt als Beutetiere kleine Wildbienen ein. Meist sind es Arbeiterinnen sozialer Schmalbienen wie z. B. Lasioglossum pauxillum. Mindestens 10 Weibchen haben im August die neu geschaffene Sandfläche als Nistplatz gewählt. Beim Transport wird die Wildbiene mit den Mandibeln an den Antennen festgehalten. Manchmal landet das Weibchen in der Nähe des Nestes, meist aber stürzt es sich blitzschnell in das offene Nest. Abhängig von dem Geschlecht der Larve wird die Brutzelle mit 4-5 Bienen (Männchen) oder 7-8 Beutetieren (Weibchen) verproviantiert.
Recht unscheinbar ist der nur 4–5 mm große Oxybelus bipunctatus. Hier hat ds Weibchen eine grünliche Fliege der Familie Chloridae gefangen und auf seinem Stachel aufgespießt. Es ist außerordentlich erstaunlich, wie schnell diese kleinen Wespchen zwischen all den Gebäuden und Gärten solch einen Platz finden.
Etwas bunter und mit 5-7 mm auch geringfügig größer ist Oxybelus uniglumis, der ebenfalls Fliegen als Beutetiere jagt. Aufgrund der Eigenart, die Beute mit dem Giftstachel aufzuspießen und so zum Nest zu fliegen, heißen die Vertreter der Gattung Oxybelus auch Fliegenspießwespen.
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