Größe: 9–10 mm. Männchen im Feld nicht von M. europaea zu unterscheiden. Beim Weibchen sind die Hinterschienen gelbbraun behaart und kontrastieren im Unterschied zu M. europaea weniger deutlich mit den hellen und dunkleren Haaren der Fersen. Die Berücksichtigung der Flugzeit kann die Bestimmung erleichtern.
Ein Männchen und ein Weibchen von Macropis fulvipes schlafen gemeinsam in einer Blüte des Drüsigen Gilbweiderichs (Lysimachia punctata). [Für Großansicht auf Bild klicken]
Ganz Europa mit Ausnahme der Britischen Inseln, nordwärts bis Süd-Finnland (Vogel 1986). – In Deutschland in geeigneten Lebensräumen weit verbreitet, vom Flachland bis in etwa 1200 m Höhe. Selten. – Österreich, Schweiz.
Siedlungsschwerpunkt in Waldgebieten: Waldlichtungen, Kahlschläge, Waldinnen- und -außenränder, Bachauen in Waldgebieten. In den großen Waldgebieten ist die Art aber nur mit Mühe an blühenden Beständen des unauffälligen Pfennig-Gilbweiderichs zu finden. Regelmäßig auch im Siedlungsbereich in Hausgärten und Botanischen Gärten (Bischoff 1996, Küpper 1999, Steven 1995, Westrich 1990). Nester wurden gefunden in einer senkrechten Lehmwand, in Erdspalten eines steinigen Hangs sowie in einem Wurzelteller, an einer mit dichter, grasig-krautiger Vegetation bewachsenen Grabenböschung mit humusreichem, bröckligem Boden sowie auf einem leicht nach Süden geneigten, gemähten Wiesenhang nicht weiter als 70 cm von Gilbweiderichstauden entfernt (Blüthgen 1919: 121, Jacobi & Senkel 2012). Eine Bevorzugung bestimmter Bodenarten zur Nestanlage ist nicht zu erkennen.
Größere Bestände des als Zierpflanze kultivierten Drüsigen Gilbweiderichs (Lysimachia punctata) haben Macropis fulvipes auch in die Dörfer und Städte gelockt. [Für Großansicht auf Bild klicken]
Nistet in selbstgegrabenen Hohlräumen in der Erde, bei höherer Populationsdichte vermutlich in Kolonien. Das Nest besteht aus einem Hauptgang mit 1–3 Verzweigungen (bisweilen unverzweigt ?), an deren Ende die Brutzellen liegen. Diese enthalten je einen aus Pollen und Blumenöl geformten Futterballen und sind mit einer wachsähnlichen, wasserabweisenden Substanz versiegelt, die wohl vor allem ein Derivat des Blumenöls ist. (Burger et al. 2010, Jacobi & Senkel 2012, Malyshev 1929, Vogel 1986.)
Streng oligolektische, auf Ölblumen der Gattung Lysimachia (Primulaceae) spezialisierte Art. Aufgrund des Siedlungsschwerpunkts der Art in Waldgebieten ist in Südwestdeutschland das Pfennigkraut (Lysimachia nummularia) die ursprüngliche Quelle für Pollen und Öl, was sich auch mit den Feldbeobachtungen von Malyshev (1929) in Rußland deckt. Dort, wo im Aktionsbereich der Gewöhnliche Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris) wächst, wird auch er in der zweiten Hälfte der Flugzeit genutzt. In Südosteuropa wird hauptsächlich der Drüsige Gilbweiderich (Lysimachia punctata) besucht. Größere Bestände dieses als Zierpflanze kultivierten Gilbweiderichs haben M. fulvipes auch in die Dörfer und Städte Mitteleuropas gelockt. Daher kann man insbesondere in waldnahen Gärten die Weibchen beim Sammeln beobachten. – Da diese Lysimachia-Arten keinen Nektar bieten, müssen andere Pflanzenarten zur Eigenversorgung aufgesucht werden, in Waldgebieten z. B. Wald-Storchschnabel (Geranium sylvaticum), Wald-Ziest (Stachys sylvatica) oder Brombeeren (Rubus fruticosus), an Gräben Ysop-Weiderich (Lythrum hyssopifolia). Eine Bindung an die (austauschbaren) Nektarquellen besteht nicht. Die Männchen bilden Schwarmbahnen an den Blütenständen von Lysimachia, die sie auch als Schlafplätze nutzen. – Die visuellen und olfaktorischen Signale beim Auffinden der artspezifischen Pollenquellen haben Dötterl & Schäffler (2007) und Dötterl et al. (2011) untersucht.
Das auf frischen und feuchten Böden wachsende Pfennigkraut (Lysimachia nummularia) ist im heimischen Verbreitungsgebiet die primäre Blumenöl- und Pollenquelle von Macropis fulvipes und war vor dem Einführen des Drüsigen Gilbweiderichs als Zierpflanze aus Osteuropa ganz von dieser Art abhängig.
Ein Weibchen sammelt Blumenöl in der Blüte des Drüsigen Gilbweiderichs (Lysimachia punctata) und streckt dabei die Hinterbeine weit nach außen.
In der frühen Phase der Pollenernte enthält die Pollenladungen noch kaum Öl und glänzt daher (noch) nicht.
Dieses Weibchen hat schon viel Pollen geerntet und mit dem Blumenöl vermischt. Während des Blütenbesuch streckt es in charakteristischer Weise die Hinterbeine mit den mächtigen Pollenladungen weit ab.
Sehr lokal die Schmuckbiene Epeoloides coecutiens.
Univoltin. Flugzeit von Mitte Juni bis Mitte August. Bei gleicher geographischer Lage erscheint die Art etwa 2–3 Wochen früher als M. europaea. Überwinterung im Kokon als Ruhelarve.
In Waldgebieten ist die Art trotz der schwierigen Nachweisbarkeit ebensowenig gefährdet wie im Siedlungsbereich. In Gärten und Parks kann sie durch die Kultur des Drüsigen Gilbweiderichs und geeigneten Nektarquellen wirksam gefördert werden.
Bischoff, I. (1996): Die Bedeutung städtischer Grünflächen für Wildbienen (Hymenoptera, Apidae) untersucht am Beispiel des Botanischen Gartens und weiterer Grünflächen im Bonner Stadtgebiet. – Decheniana 149: 162–178; Bonn.
Blüthgen, P. (1919): Die Bienenfauna Pommerns. – Stettinger entomologische Zeitung 80: 65–131.
Burger, H., Dötterl, S. & Ayasse, M. (2010): Host plant finding and recognition by visual and olfactory floral cues in an oligolectic bee. – Funct Ecol 24: 1234–1240.
Dötterl, S. & Schäffler, I. (2007): Flower scent of floral oil-producing Lysimachia punctata as attractant for the oil-bee Macropis fulvipes. – J. Chem. Ecol. 33: 441–445.
Dötterl, S., Milchreit, K. & Schäffler, I. (2011): Behavioural plasticity and sex differences in host finding of a specialized bee species. – J. Compar. Physiology A 197 (12): 1119–1126.
Jacobi, B. & Senkel, S. (2012): Erstnachweise der Wald-Schenkelbiene Macropis fulvipes (Fabricius, 1804) (Melittidae) für das Niederrheinische Tiefland und die Westfälische Buch (Großlandschaften I und III) in Nordrhein-Westfalen. – bembiX 34: 2–18.
Küpper, G. (1999): Wildbienen im Siedlungsbereich. Eine Untersuchung der Bienenfauna im Botanischen Garten der Ruhr-Universität Bochum. – Natur und Heimat 59 (2): 45–52.
Malyshev, S. I. (1929): The nesting habits of Macropis Pz. (Hym. Apoidea). – Eos, 5: 97–109.
Steven, M. (1996): Blüten- und Nahrungsangebot des Botanischen Gartens in Münster und das saisonale Auftreten von Bienen (Apoidea). – bembiX 6: 34.
Vogel, S. (1986): Ölblumen und ölsammelnde Bienen. Zweite Folge. Lysimachia und Macropis. – Trop. subtrop. Pflanzenwelt, 54: 147–312.
Westrich, P. (1990): Die Wildbienen Baden-Württembergs. 2. Auflage, 2 Bände, 972 S., 496 Farbfotos; Stuttgart (E. Ulmer).