Lithurgus chrysurus, Männchen in Frontalansicht.
Lithurgus chrysurus, Weibchen in Frontalansicht. Beachte den Querwulst über dem Kopfschild.
10–14 mm. Weibchen durch glänzenden, kahlen, schwarzen Hinterleib, leuchtend orangerot behaartes Endtergit und einen auffallenden Stirnhöcker (siehe Foto) unverwechselbar. Männchen mit grünlichen Komplexaugen, in frischem Zustand goldfarben behaartem Mesonotum, stärker behaartem, durchgehend hell befranstem Hinterleib und mit charakteristisch dornartig ausgezogenem Endtergit. Spezieller Blütenbesuch !
Bisher nur von aus Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern bekannt; in Baden-Württemberg zu erwarten. Erstnachweis in Deutschland im Jahr 1994 in Rheinland-Pfalz (Schmid-Egger et al. 1995), dort seither weitere Funde (Frommer 2000, 2003, Reder 2012). Über Funde in Hessen berichten Frommer (2000), Reder (2012) und Heidi Ripp. Einen Einzelfund in Bayern meldet Scheuchl (2014). Mitterweile hat sich die Art in Rheinland-Pfalz und im südlichen Hessen weiter ausgebreitet.
Vor allem Streuobstwiesen, Hochwasserdämme und Sandrasen, aber auch Auwälder. Neben dem Futterangebot ist stets auch die gleichzeitige Verfügbarkeit von ausreichend Totholz erforderlich. In Österreich in und in der Nähe von Auwäldern. In Südfrankreich auch im Siedlungsraum (u. a. Balken von Pergolen, Holzpfosten). Charakteristischer Teilsiedler.
Ein Stapel alter Äste der Esche (Fraxinus excelsior), ein von Lithurgus chrysurus gut besiedelter Nistplatz (Südfrankreich, 4. August 2014).
Vor der eigentlichen Kopula schlägt das Männchen mit den Tibien und Tarsen der Hinterbeine gegen die Bauchsegmente des Weibchen, vermutlich, um dieses zur Paarung zu animieren. Siehe auch weitere Details zur Paarung und das dazugehörige Video.
Solitäre Art. Nistet in selbstgenagten Hohlräumen in stehendem oder liegendem Totholz, das auch bereits verbaut sein kann. Das Holz kann sehr hart sein, wie ich in Südfrankreich feststellen konnte, wo die Weibchen in alten Eschenpfosten genistet haben, die mit einem Taschenmesser nur mit Mühe zu bearbeiten waren. Wenn das Nistsubstrat die Möglichkeit bietet, nisten viele Weibchen auf engem Raum und ein einmal gewählter Nistplatz wird bei Eignung über viele Jahre beibehalten, weil das alte Mutternest oft wiederbenutzt wird, wobei die Gänge von Holzmehl, Kokonresten, Larvenexkrementen und dergleichen gereinigt und anschließend vertieft werden. Die 1–3 Brutzellen und die zu ihnen führenden, manchmal verzweigten Gänge werden nicht ausgekleidet. Sobald die Brutzelle zu einem Drittel mit Pollen gefüllt ist, wird ein Ei abgelegt und der Rest der Zelle mit Pollen verproviantiert; ein kleiner Hohlraum um das Ei bleibt frei. Der Raum zwischen der letzten Zelle und dem Hauptgang wird mit Holzmehl und Holzbröckchen verschlossen. (Cros 1939, Hölzler 2000, Malyshev 1930, Pachinger 2004, Roberts 1978, Rozen 2013, Rozen & Wyman 2014, Rust et al. 2004, Westrich 2019). Weitere Details zum Nestbau siehe Westrich (2019: 147ff).
Ein Weibchen von Lithurgus chrysurus beim Nagen eines Nistganges.
Ein mit Pollen beladenes Weibchen ist an einem der dicht nebeneinander liegenden Nesteingänge gelandet.
Nesteingänge von Lithurgus chrysurus in einem alten Eschen-Pfahl.
Der durchgesägte Eschenpfahl zeigt ausgenagte Nistgänge im Totholz.
Lithurgus chrysurus. Oben links: Brutzelle mit Centaurea-Pollen und Ei in der pollenfreien Höhlung. Oben rechts: Zwei Larven in ihren Zellen. Unten links: Kokon. Unten rechts: Puppe.
Oligolektische, auf Asteraceae (Korbblütler), inbesondere Cynareae spezialisierte Art. Hauptpollenquelle ist die Rispen-Flockenblume (Centaurea stoebe), was auch für weite Teile des mediterranen Verbreitungsgebiets gilt, wo auch die Sonnenwend-Flockenblume (Centaurea solstitialis) regelmäßig genutzt wird. In Rheinhessen und im südlichen Hessen wurden mehrere Weibchen auch auf der Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea) beim Pollensammeln beobachtet (Reder 2012, mein Tagebucheintrag mit Video).
Ein Männchen von Lithurgus chrysurus trinkt Nektar im Blütenstand der Sonnenwend-Flockenblume (Centaurea solstitialis).
Ein Weibchen von Lithurgus chrysurus bei der Pollenernte auf dem Köpfchen der Rispen-Flockenblume (Centaurea stoebe).
Bei L. chrysurus schmarotzt die Düstenbienenart Stelis simillima Morawitz 1876, die in Deutschland bislang nicht nachgewiesen wurde, aber in Südeuropa verbreitet ist (vgl. Standfuss et al. 2003, eig. Beob.). In Südfrankreich habe ich auch eine Coelioxys-Art an den Nestern beobachtet, konnte jedoch die Art mangels eines Belegexemplars nicht exakt zuordnen.
Univoltin. Flugzeit von Anfang Juli bis Ende August. Überwinterung im Kokon als Ruhelarve.
Cros, A. (1939): Considérations générales sur le genre Lithurgus et biologie du Lithurgus tibialis Mor. (Hymenoptera: Apidae-Megachilinae). – Bull. Soc. Fouad 1er Entomol. 23: 37–59.
Frommer, U. (2000): Über das Vorkommen der Steinbiene Lithurgus chrysurus Fonscolombe, 1834 in Deutschland. – Mitt. internat. entomol. Ver. 25: 157–165; Frankfurt a. M.
Frommer, U. (2003): Die mediterrane Steinbiene Lithurgus chrysurus Fonscolombe, 1834, (Hymenoptera: Apidae) ist bodenständig in Rheinland-Pfalz. – Fauna Flora Rheinland-Pfalz 10: 289–292.
Hölzler, G. (2000): Bemerkenswerte Funde von Bombus laesus und Lithurgus chrysurus (Hymenoptera: Anthophoridae, Megachilidae) in Wien. – Beiträge zur Entomofaunistik 1: 80–81.
Malyshev, S. I. (1930b): Nistgewohnheiten der Steinbienen, Lithurgus Latr. (Apoidea). – Z. f. Morphol. u. Ökol. d. Tiere 19: 116–134.
Pachinger, B. (2004): Über das Vorkommen der Steinbienen Lithurgus Latr. (Hymenoptera: Apoidea, Megachilidae) in Österreich. – Ökologie, Verbreitung und Gefährdung. – Linzer biol. Beitr. 36: 559–566. Linz.
Reder, G. (2012): Die Steinbiene Lithurgus chrysurus Fonsc. nun auch bei Worms nachgewiesen (Hymenoptera: Apoidea: Megachilidae). – Fauna Flora Rheinland-Pfalz 12: 601–609.
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Rozen, J. G., Jr. (2013): Larval development and nesting biology of the adventive wood-nesting bee Lithurgus (L.) chrysurus Fonscolombe (Hymenoptera: Megachilidae: Lithurgini). – American. Museum Novitates 3774: 1–20.
Rozen, J. G., Jr. & Wyman, E. S. (2014): Early nesting biology of the wood-nesting adventive bee, Lithurgus chrysurus Fonscolombe (Apoidea: Megachilidae: Lithurginae). – American Museum Novitates, Nr. 3804: 1–12.
Rust, R. W., Cambon, G., Torre Grossa, J.-P.& Vaissière, B. (2004): Nesting Biology and Foraging Ecology of the Wood-boring Bee Lithurgus chrysurus (Hymenoptera: Megachilidae). – J. Kansas Ent. Soc. 77: 269–279.
Scheuchl, E. (2014): Lithurgus chrysurus Fonscolombe, 1834 neu für Bayern und weitere faunistische Neuigkeiten (Insecta: Hymenoptera: Apidae). – Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik 14: 93–101.
Schmid-Egger, C., Risch, S. & Niehuis, O.
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Westrich, P. (2019): Die Wildbienen Deutschlands.– 2., aktualisierte Auflage, 824 S., 1700 Farbfotos. Stuttgart (E. Ulmer).