Männchen: 9–13 mm. Dem
Weibchen sehr ähnlich. Die Fleckung auf
den Tergiten ist variabel. Auf einem Tergit können vier Flecken sein oder gar
keine. Tergit 6 seitlich mit Dornen. Tergit
7 in der Mitte tief ausgeschnitten, dadurch in 2 breite viereckige Lappen geteilt. Im Unterschied zu A. manicatum ohne orangefarbene Haarbüschel an den Seiten des Hinterleibs.
Weibchen: 8–10 mm. Olivgrüne
Augen und orangerote Beine. Im Feld gut
zu erkennen, eventuell mit dem größeren A. manicatum zu verwechseln, dessen
Beine jedoch gelb sind und das einen
anderen Blütenbesuch aufweist. - [Großansichten: auf Bild klicken]
In Deutschland Siedlungsschwerpunkt südlich des Mittelgebirgsrandes, darüber hinaus vereinzelte Funde im Norddeutschen Tiefland (Herrmann & Finch 1998, Theunert 2007, 2010). Mäßig häufig.
Wärmeliebende Art, die ihren Siedlungsschwerpunkt in trockenwarmen Lebensräumen hat: Magerrasen, alte Weinbergbrachen, extensiv genutzte, mit blütenreichen Trockenmauern und Ruderalstellen durchsetzte Weinberge, Binnendünen, Abwitterungshalden und Felshänge, steinige und nur schütter bewachsene Straßenböschungen, Bahndämme, Hochwasserdämme; zerstreut auch im Siedlungsbereich auf Brachen und in blumenreichen (Stein-)Gärten. Oft liegt der Nistplatz weit entfernt von den Orten, an denen Pollen oder Baumaterial gesammelt wird. Teilsiedler.
Ein Steinbruch, in dem Gips abgebaut und der dann stillgelegt wurde, ist heute ein trockenwarmer Lebensraum, in dem es nicht nur ein reiches Angebot an Nistmöglichkeiten gibt, sondern auch Herden von spezifischen Nahrungspflanzen wie z. B. der Felsen-Fetthenne (Sedum rupestre). [Für Großansicht auf Bild klicken]
Strukturreiche Gärten wie hier das Alpinum im Botanischen Garten Tübingen werden deshalb von Anthidium oblongatum besiedelt, weil sie den Lebensräumen der Art im Offenland ähneln und daher alle für den Nestbau und die Verproviantierung notwendigen Requisiten (Elemente) enthalten.
Nistet in vorhandenen Hohlräumen unterschiedlicher Form und Größe: in Erdritzen, in Mauerfugen und Felsspalten sowie zwischen Geröll oder aufeinanderliegenden Steinen, möglicherweise auch in hohlen Stengeln von Disteln und Doldengewächsen. Das Nest besteht aus bis zu 8 Brutzellen. Als Baumaterial dienen abgeschabte Pflanzenhaare v. a. von folgenden Pflanzen: Deutscher Ziest (Stachys germanica), Woll-Ziest (Stachys byzantina), Königskerzen (Verbascum), Sand-Strohblume (Helichrysum arenarium), Zier-Strohblume 'Schwefellicht" (Helichrysum thianshanicum), Kugeldistel (Echinops ritro), Silberimmortelle (Anaphalis margaritacea), Golddistel (Carlina vulgaris), Kronen-Lichtnelke (Lychnis coronaria). (Bembé et al. 2001, Dalla Torre 1902, Friese 1911, Maneval 1929, 1937, Molitor 1936, Westrich 1990, Xambeu 1869).
Ernte von Baumaterial an der Sand-Strohblume (Helichrysum arenarium).
Die abgezupften Pflanzenhaare werden zunächst mit den Mandibeln unter dem Kopf angehäuft.
Zum Schluß werden die Pflanzenhaare zu einer transportfähigen Kugel geformt.
Noch eine kurze Rast auf dem Blütenstand vor dem Heimflug zum Nest.
Ein Nest von Anthidium oblongatum in einer Felsspalte.
Blick von oben auf das aus der Spalte herausgelöste Nest mit mehreren durch die Pflanzenhaare durchschimmernden Brutzellen.
Polylektische Art (5 Pflanzenfamilien) (Müller 1996, Westrich 1990). Am häufigsten werden die Weibchen an Gewöhnlichem Hornklee oder an Wilder Resede beobachtet. Bisher bekannt gewordenene Pollenquellen:
Die Pollenernte an Edraianthus graminifolius ist in diesem Video zu sehen.
Anthidium oblongatum. Ein Weibchen beim Blütenbesuch an der Futter-Esparsette (Onobrychis viciifolia).
Der Gewöhnliche Hornklee (Lotus corniculatus) ist bei Anthidium oblongatum als Pollenquelle sehr beliebt.
Auf diesem Foto sieht man, wie das Weibchen von Anthidium oblongatum den am Hornklee geernteten, weißen Pollen mit den Hinterbeinen in die Bauchbürste befördert.
Stelis punctulatissima.
Univoltin. Flugzeit von Mitte Juni bis Mitte August (in manchen Jahren bis in die zweite September-Hälfte). Überwinterung als Ruhelarve im Kokon.
Obwohl die Art vor allem trockenwarme Lebensräume des Offenlandes besiedelt, kann sie sich auch in den Gärten des Siedlungsraums halten, sofern dort geeignete Pollenquellen und Baumateriallieferanten zur Verfügung stehen. Mit der Kultur dieser Requisiten kann sie hier auch gezielt gefördert werden. Eine wirksame Schutzmaßnahme ist auch die Erhaltung, gegebenenfalls auch Unterschutzstellung, und sachgerechte Pflege (Verhinderung der Verbuschung) von Steinbrüchen und anderen Abbaustellen.
Rote Liste Deutschland: Vorwarnliste.
Bembé, B., Gerlach, G., Schuberth, J. & Schönitzer, K. (2001): Die Wildbienen im Botanischen Garten München (Hymenoptera, Apidae). – NachrBl. bayer. Ent. 50: 30–41.
Dalla Torre, K.W. (1902): Interessante Nestanlagen von Odynerus parietum L. und Anthidium oblongatum Latr. – Wiener ent. Ztg., 21: 21–22.
Friese, H. (1911): Apidae I. Megachilinae. – In: Das Tierreich, 440 S., Berlin.
Herrmann, M. & Finch, O.-D. (1998): Stechimmen auf isolierten Trockenstandorten im Nordwestdeutschen Flachland (Hymenoptera, Aculeata). – Abh. Naturw. Ver. Bremen 44: 115–133.
Maneval, H. (1929): Notes sur quelques Hyménoptères. – Ann. Soc. ent. France 98: 289–300.
Molitor, A. (1936): Experimentelle Beiträge zur Ethologie der Hymenopteren. – Biol. Centralbl. 56: 518–532.
Müller, A. (1996): Host-plant specialization in western palearctic Anthidiine bees (Hymenoptera: Apoidea: Megachilidae). – Ecological Monographs 66 (2): 235–257.
Theunert, R. (2007): Hervorhebenswerte Stechimmenfunde aus dem östlichen Niedersachsen (Hymenoptera), Folge IV. – Beitr. Naturk. Niedersachsens 60: 95–99.
Theunert, R. (2010): Hervorhebenswerte
Stechimmenfunde aus dem östlichen Niedersachsen (Hymenoptera), Folge V. – Beitr. Naturk. Niedersachsens 63: 1–7.
Westrich, P. (1989): Die Wildbienen Baden-Württembergs. 2 Bände, 972 S., 496 Farbfotos; Stuttgart (E. Ulmer). [1990 2., verb. Auflage].
Xambeu, V. (1896): Moeurs et metamorphoses des Anthidium oblongatum et 7–dentatum, Hyménoptères du groupe des Apides. – Bull. Soc. ent. France, 1896: 328–331.
Als Offenland oder Offenlandschaft bezeichnet man nicht überbaute, nicht durch Gehölze dominierte Gebiete und damit alle Lebensräume, die nicht zum Wald zählen.