9–13 mm. Männchen oft mit roten Tergiten 1 und 2; wenn an Zaunrübe, dann einigermaßen gut zu erkennen, da kaum Männchen anderer Andrena-Arten hier anzutreffen sind. Weibchen im Gesicht seitlich und auf den Tergitscheiben 3–5 schwarz. Endfranse schwarz. Schienenbürste oben schwarzbraun, unten gelblichweiß. Tergite 1 und 2 oft rot. Bei Beachtung des speziellen Blütenbesuchs gut zu bestimmen.
Andrena florea, Männchen.
Andrena florea, Weibchen.
In Deutschland in den südlichen Regionen weit verbreitet und mäßig häufig; vereinzelt auch im Norddeutschen Tiefland, hier sich nach Norden hin ausbreitend (Witt 2017).
Nur dort, wo die Zaunrübe regelmäßig blüht: Weinberge, Waldränder, Feldhecken, Ruderalstellen, Dörfer und Städte (Gärten, Parks). Nester bevorzugt auf vegetationsfreien oder nur schütter bewachsenen horizontalen oder schwach geneigten Flächen (Erdwege, Plätze, Lehmhaufen), auf sandigem wie lehmigem Untergrund. Durch Begehen oder Befahren verdichtete Stellen werden bevorzugt.
Wenn mitten in der Stadt an Hecken die Rotfrüchtige Zaunrübe blüht, ist oft auch Andrena florea anzutreffen. [Für Großansicht auf Bild klicken]
Nistet in selbstgegrabenen Hohlräumen in der Erde, in kleinen Kolonien von bis zu 100 Nestern. Die Nester bleiben während der Versorgungsphase offen und werden nur in den heißen Mittagsstunden geschlossen. Die Brutzellen liegen 5–10 cm tief. Ihre Wandung ist mit kleinen Tröpfchen (Nektar ?) versehen. (Malyshev 1926, 1936, Westrich 1989, 2019)
Dort, wo vor dem Tor eines kleinen Bolzplatzes im Alten Botanischen Garten in Tübingen die Vegetation durch das gelegentliche Spielen fehlt, befand sich noch in den 1980er Jahren eine kleine Kolonie von Andrena florea. Durch Bepflanzen wurde dieser Nistplatz zerstört.
Als Nistplatz bevorzugt werden durch regelmäßiges Begehen oder Befahren vegetationsfreie Flächen (Botanischer Garten Tübingen, Mai 2008).
Brutzelle von Andrena florea mit Pollenballen und Ei. Beachte die Tröpfchen auf der Zellwandung. .
Oligolektische, auf Bryonia (Cucurbitaceae) spezialisierte Art (vgl. Dingemans-Bakels 1972). Die ausschließlichen Pollenquellen sind die Zweihäusige oder Rotfrüchtige Zaunrübe (Bryonia dioica) und die Weiße Zaunrübe (Bryonia alba). Die beiden Bryonia-Arten, die auch von den Männchen fast ausschließlich besucht werden, bieten beiden Geschlechtern Nektar. Bei Bryonia dioica dienen wegen deren Zweihäusigkeit nur die männlichen Pflanzen als Pollenquellen; die weiblichen Exemplare werden aber als Nektarquelle genutzt. Das Pollensammeln erfolgt vor allem in den Morgenstunden (Schröder & Lunau 2001a, b). Es gibt Hinweise, daß in Südeuropa auch die Spritzgurke (Ecballium elaterium) als Pollenquelle dient. – Beide Geschlechter schlafen auch in den Blüten der Zaunrübe.
Das folgende kurze Video (17 sec, 65 MB) zeigt das Pollensammeln von Andrena florea an den Blüten eines männlichen Exemplars der Zweihäusigen Zaunrübe (Bryonia dioica). Deutlich sichtbar ist der sonnengelbe Pollen in den Transporteinrichtungen. Das Video kann auch im Vollbildmodus abgespielt werden.
Offenbar hat sich keine der zahlreichen Kuckucksbienenarten an Andrena florea als Wirt angepaßt. Über Jahre hinweg konnte ich an den von mir aufgefundenen Nestern nie eine Kuckucksbiene beobachten.
Univoltin. Hauptflugzeit von Ende Mai bis Ende Juli. In manchen Jahren bereits in der ersten Mai-Woche erscheinend und einzelne Weibchen noch im August.
Derzeit ist die Art in ihrem heimischen Bestand nicht gefährdet. Schon durch die Duldung von Zaunrüben im Siedlungsraum kann die Art gut gefördert werden, wie eine Erhebung im Jahr 2019 gezeigt hat, die später in Eucera 14 veröffentlicht wurde.
Dingemans-Bakels, F. N. (1972): The pollen-collecting activities of some Andrenid
bees. – Zool. Mededelingen, 47: 465–467;
Leiden.
Malyshev, S. I. (1926): The nesting habits of
Andrena F. (Hymenoptera, Apoidea). –
Trav. Natural. Leningrad, Sec. Zool. Physiol.
56 (2): 25–78.
Malyshev, S. I. (1936): The nesting habits of
solitary bees. – Eos, 11: 201–309.
Schröder, S. & Lunau, K. (2001a): Die Bestäubung der Zaunrübe Bryonia dioica durch
die oligolektische Sandbiene Andrena florea (Hymenoptera) – Schnittstelle zweier
Fortpflanzungssysteme. – Verh. west-dtsch. Entomologentag 2000: 75–80;
Düsseldorf.
Schröder, S. & Lunau, K. (2001b): Die oligolektische Sandbiene Andrena florea und
die Rote Zaunrübe Bryonia dioica –
Schnittstelle zweier spezialisierter Fortpflanzungssysteme. – Mitt. dtsch. Ges.
Allg. Angew. Ent. 13: 529–533.
Westrich, P. (1989): Die Wildbienen Baden-Württembergs. 2 Bände, 972 S., 496 Farbfotos; Stuttgart (E. Ulmer). [1990 2., verb. Auflage].
Westrich, P. (2019): Die Wildbienen Deutschlands.– 2., aktualisierte Auflage, 824 S., 1700 Farbfotos. Stuttgart (E. Ulmer).
Witt, R. (2017a): Bemerkenswerte Stechimmenfunde aus Niedersachsen (Hymenoptera: Aculeata). – Ampulex 9: 36–38.