10–11 mm. Die heutige Verbreitung (im Südwesten Deutschlands) und die im Vergleich mit S. curvicornis frühere Flugzeit liefern Hinweise für die Unterscheidung der beiden Arten. Spezieller Blütenbesuch !
In Deutschland auch historisch nur im Süden, heute nur noch an wenigen Stellen in Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg. Sehr selten.
Convolvulus-reiche, von Erdwegen durchzogene Feldfluren und vor allem Weinberge. Als Nistplätze dienen vor allem unbefestigte Feldwege (Nester auch in verdichtetem Boden), vegetationsfreie Ränder von Weinbergen und nur sehr schütter bewachsene Böschungen (auf Sand, Lockerlöß oder verwittertem, feinkörnigem Gesteinsgrus).
Ein Weinberg in Rheinhessen, in dem viele Acker-Winden (Convolvulus arvensis) blühen und wo an vegetationsfreien Stellen zahlreiche Weibchen von Systropha planidens nisten. [Für Großansicht auf Bild klicken]
Nistet in selbstgegrabenen Hohlräumen in der Erde, meist in Kolonien. Das Nest ist ein Zweigbau. Die einzelnen Brutzellen befinden sich außerhalb des bis zu 50 cm tiefen Hauptganges und verfügen jede über einen eigenen, kurzen Gang. Der Hauptgang und die ovalen Brutzellen sind innen glatt und durch Sekretauskleidung glänzend. (Grozdanić & Vasić 1968, Malyshev 1925, Strohm 1925, Westrich 2019).
Das Paarungsverhalten beschreiben Fraberger & Ayasse (2007).
Nistplatz von Systropha planidens am Rande eines Weinbergs. Zu sehen sind drei Nesteingänge und die von den Weibchen herausgeschaffte Erde.
Ein Weibchen von Systropha planidens beim Graben eines Hohlraums für die Brutzellen. Mit allen sechs Beinen wird die losgelöste Erde unter dem Körper nach hinten befördert.
Die einzigartige Weise, den Pollen auf dem Hinterleib und an seinen Seiten in der dichten Behaarung zu speichern und zu transportieren, ist hier bei der Heimkehr gut zu sehen.
Der mit Nektar angereicherte Larvenproviant ist bei Systropha planidens kugelförmig. Auf der Pollenkugel liegt die noch junge Larve.
Ein Nest von Systropha planidens, bei dem von einem Hauptgang seitlich kurze Gänge zu den Brutzellen abgehen (nach Grozdanić & Vasić 1968).
Streng oligolektische, auf Convolvulus (Convolvulaceae) spezialisierte Art. Hauptpollenquelle in Mitteleuropa ist die Acker-Winde (Convolvulus arvensis), in Südeuropa auch die Kantabrische Winde (Convolvulus cantabrica) und die Eibischblättrige Winde (Convolvulus althaeoides). Die Zaunwinde (Calystegia sepium) wird niemals genutzt. Die von Grozdanić & Mućalica (1966) und Grozdanić & Vasić (1968) als Pollenquelle angegebene Gewöhnliche Wegwarte (Cichorium intybus) ist pollenanalytisch nicht belegbar. Die Angabe beruht vermutlich auf einer Verwechslung des weißen Cichorium-Pollens mit dem ebenfalls weißen Convolvulus-Pollen. Bei allen Besuchen der Art an Cichorium dürfte es sich um reine Nektarbesuche handeln. Beide Geschlechter ruhen nachts und bei schlechtem Wetter in Convolvulus-Blüten. Auch die Paarung findet in Blüten statt. Die Art und Weise der Pollenernte ist besonders charakteristisch: Die Weibchen stürzen sich in die glockenförmige Windenblüte, drehen sich der Längsachse nach in der Blüte und ernten dabei den Pollen, der jeweils nach dem Besuch mehrerer Blüten auf die Oberseite des Abdomens umgelagert wird. Die Männchen patrouillieren die Windenblüten und schlafen auch darin und in Blüten der Wegwarte (Cichorium intybus). Die Weibchen verbringen die Nächte in ihren Bodennestern.
Ein Weibchen von Systropha planidens hat erst mit der Pollenernte begonnen. Deshalb ist in der Transportbehaarung des Hinterleibs noch nicht viel Pollen gespeichert.
Das folgende Video (4 min 31 sec, 255 MB) zeigt den Blütenbesuch der Männchen, das Schaffen eines Hohlraums für das Nest, das charakteristische Sammeln von Pollen und Nektar in Blüten der Acker-Winde und das Eintragen des Larvenfutters in das Nest. [Full-HD-Modus möglich, ohne Ton.]
Biastes brevicornis.
Univoltin. Flugzeit von Mitte Juni bis Ende Juli. Überwinterung im Kokon als Ruhelarve.
Einige der in früheren Jahrzehnten regelmäßig belegten Vorkommen in Süddeutschland sind offenbar erloschen. Lediglich im Kaiserstuhl bzw. südlichen Oberrheingraben und in Rheinhessen und der Pfalz kommt die Art aktuell noch an mehreren Stellen vor. Hauptursache der Gefährdung ist neben der Versiegelung der Nistplätze z. B. durch Asphaltierung von Feldwegen die Vernichtung der Acker-Winde als einzige Pollenquelle durch den Einsatz von Herbiziden oder durch Mähen bzw. Mulchen der Bestände während der Blüte. Die chemische Unkrautbekämpfung außerhalb der Flugzeit kann aber auch zur Schaffung bzw. Erhaltung von vegetationsfreien Stellen führen, die als Nistplätze dienen. Dies ist vor allem in Weinbergen der Fall.
Fraberger, R. J. & Ayasse, M. (2007): Mating behavior, male territoriality and chemical communication in the European spiral-horned bees, Systropha planidens and S. curvicornis (Hymenoptera: Halictidae). – J. Kansas Entomol. Soc. 80 (4): 348–360.
Grozdanić, S. & Mućalica, Z. (1966): Beobachtungen an solitären Bienen Systropha planidens Gir. und Systropha curvicornis Scop. (Apoidea, Hymenoptera). – Bull. Mus. Hist. Nat. Belgrade, Ser.B, 21: 133–136.
Grozdanić, S. & Vasić, Z. (1968): Biologische Beobachtungen an Systropha planidens Gir. (Apoidea, Hymenoptera). – Bull. Mus. Hist. Nat. Belgrade, Ser.B, 23: 169–178.
Malyshev, S. I. (1925): The nesting habits of spiral-horned bees, Systropha Latr. – Revue Russe Ent. 19: 21–26.
Strohm, K. (1925): Insekten der badischen Fauna. 1. Beitrag. – Mitt. bad. ent. Ver. 1: 104–220.
Westrich, P. (2019): Die Wildbienen Deutschlands.– 2., aktualisierte Auflage, 824 S., 1700 Farbfotos. Stuttgart (E. Ulmer).