Männchen: 10–11 mm. Männchen sind im Feld nur frisch geschlüpft und auch dann nur mit viel Erfahrung zu erkennen. Sobald ihre Behaarung ausgebleicht ist, sind sie nicht von ähnlichen Osmia-Arten wie z. B. Osmia aurulenta zu unterscheiden.
Weibchen: 10–11 mm. Weibchen sind durch die schwarz-rote Behaarung höchstens mit Osmia cornuta zu verwechseln, die jedoch deutlich größer ist sowie einen anderen Clypeus und eine völlig andere Nistweise hat.
In ganz Deutschland verbreitet, im Norden deutlich seltener. Im Süden mäßig häufig.
Strukturreiche Waldränder, Felshänge, Abwitterungshalden, extensiv beweidete oder brachgefallene Wacholderheiden, Kalkmagerrasen in Kontakt mit Hecken oder Steinriegeln, alte Weinbergbrachen, sonnige Kiesrücken in Auwäldern, im Bereich der Schwäbischen Alb auch steinige Straßenböschungen, vereinzelt auch im Siedlungsbereich auf Brachflächen und in strukturreichen Parks.
Osmia bicolor besiedelt ein breites Spektrum von Lebensräumen, darunter auch Magerrasen wie hier auf einer Wacholderheide der Schwäbischen Alb. [Für Großansicht auf Bild klicken]
Nistet in leeren Schneckenhäusern von Cepaea nemoralis, Cepaea hortensis, Cepaea vindobonensis, Arianta arbustorum, Bradybaena fruticum und Helix pomatia. Die Nester sind meist einzellig, selten werden mehrere (bis 4) Brutzellen pro Schneckenhaus angelegt. Zum »Bekleben« des Schneckenhauses sowie für den Bau der Querwände und den Nestverschluß wird Pflanzenmörtel aus zerkauten Blattstücken verschiedener Pflanzen verwendet, z. B. von Frühlings-Fingerkraut (Potentilla verna), Kriechendes Fingerkraut (Potentilla reptans), Kleiner Wiesenknopf (Sanguisorba minor), Heckenrose (Rosa canina), Winden-Knöterich (Polygonum convolvulus) und Gewöhnliches Sonnenröschen (Helianthemum nummularium). Der Abschlußpfropf besteht aus einer oder mehreren mit Steinchen, Erd- und Holzstückchen gefüllten Kammern. Nach Fertigstellung wird das Schneckenhaus gedreht und der Untergrund entsprechend bearbeitet, bis die Mündung der Bodenoberfläche dicht aufliegt. Anschließend wird das Haus mit Hunderten von Kiefernnadeln, dürren Grashalmen oder länglichen Holzstückchen von 1–15 cm Länge abgedeckt, wobei ein ei- bis kinderfaustgroßer Streuhaufen entsteht. Für einen der von mir untersuchten Streuhaufen hatte das Weibchen 373 (!) Materialflüge unternommen. (Amiet 1973, Bellmann 1981, 1983, Benoist 1931, Blüthgen 1926, Ferton 1894, Friese 1897, 1898a, 1923, 1926, Giraud 1861, Goureau 1840, Groszdanić & Vasić 1965, Hamann 1960, Hoffer 1887, Huber 1824, Micheli 1929, Traber 1946, Westrich 1989, 2019).
Die für das Nest gewählten leeren Schneckenhäuser (Pfeil) liegen oft in der Vegetation oder unter Grasbüscheln, manchmal aber auch offen.
Ein Weibchen von Osmia bicolor beißt kleine Blattstücke ab und verarbeitet sie mit den Oberkiefern zu einem grünen Mörtel.
Das Weibchen verteilt den Pflanzenmörtel auf der Außenseite des Schneckenhauses, wodurch dieses anschließend kleine, grüne Flecken aufweist, die nach und nach braun werden.
Ein Weibchen der Goldwespe Chrysis trimaculata inspiziert das Schneckenhaus, um in der möglicherweise darin schon angelegten Brutzelle ein Ei abzulegen. Die Goldwespenlarve wird später die ausgewachsene Bienenlarve verzehren.
Das Weibchen hat die Brutzelle im Schneckenhaus fertiggestellt und bedeckt nun das Schneckenhaus mit allerlei länglichen Elementen wie dürren Kiefernnadeln, dürren Grashalmen oder Holzstückchen.
Die zur Abdeckung herbeigeschafften Elemente werden in der Regel mit den Oberkiefern festgehalten und unter dem Körper zum Nistplatz geflogen.
Ausgesprochen polylektische Art (15 Pflanzenfamilien). Bisher belegte Pollenquellen:
Die Weibchen verhalten sich nur selten blütenstet: bis zu drei Pflanzenarten aus bis zu drei Pflanzenfamilien werden auf einem einzigen Pollensammelflug besucht.
Bisher wurden keine Kuckucksbienen bekannt.
Univoltin. Flugzeit von Mitte März bis Mitte Juni. Die Männchen erscheinen etwa 14 Tage vor den Weibchen. Nestbaubeginn Mitte bis Ende April. Überwinterung als Imago im Schneckenhaus.
Was den gesamten heimischen Bestand betrifft, so ist die Art nicht gefährdet, da sie ein großes Spektrum an Lebensräumen besiedelt und gelegentlich selbst inmitten der Städte in Parks und Gärten anzutreffen ist. Nach den Roten Listen der Bundesländer ist ihr Bestand im Nordosten und Osten gefährdet.
Amiet, F. (1973): Beobachtungen an Osmia
bicolor Schrank (Hymenoptera, Apoidea).
– Mitt. Schweiz. Ent. Ges. 46: 123–124.
Bellmann, H. (1981): Zur Ethologie mitteleuropäischer Bauchsammlerbienen (Hymenoptera, Megachilidae): Osmia bicolor, O. aurulenta, O. rufohirta, Anthidium
punctatum, Anthidiellum strigatum, Trachusa byssina. – Veröff. Naturschutz Landschaftspflege Bad.-Württ. 53/54: 477–
540.
Grozdanić, S. & Vasić, Z. (1965b): Beitrag zur
Kenntnis der Lebensweise von Osmia bicolor Schr., (Hymenoptera). – Bull. Mus. Hist.
Nat. Belgrade, Ser.B, 20: 185–195.
Westrich, P. (2019): Die Wildbienen Deutschlands.– 2., aktualisierte Auflage, 824 S., 1700 Farbfotos. Stuttgart (E. Ulmer).
– Siehe hier auch für weitere Literaturangaben.
