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Lasioglossum marginellum

(Schenck 1853)

male Lasioglossum marginellum, Männchen

male Lasioglossum marginellum, Weibchen.

  • Lasioglossum marginellum
    Lasioglossum marginellum, Männchen
  • Lasioglossum marginellum
    Lasioglossum marginellum, Weibchen. Beachte den breiten Kopf.
  • Weinberg
    Lasioglossum marginellum, Männchen am Nistplatz.
  • Weinberg
    Lasioglossum marginellum, Weibchen in Frontalansicht.
  • Weinberg
    Kiesgrube im Neckartal bei Tübingen, die mit einer Schicht Lehmboden überdeckt ist. Bei der Ausbaggerung entstehen Steilwände, die Lasioglossum marginellum als Nistplatz dienen.

Kennzeichen

4–6 mm. Beide Geschlechter im Feld und auf Fotos nicht von ähnlichen Lasioglossum-Arten zu unterscheiden.

Lasioglossum marginellum

Lasioglossum marginellum, Männchen am Nistplatz.

Lasioglossum marginellum

Lasioglossum marginellum, Weibchen in Frontalansicht.

Verbreitung

Nach Ebmer (1988) eine pontisch-mediterrane Steppenart, die von der Süd-Schweiz bis zum Don und von Mitteldeutschland bis Makedonien verbreitet ist. In Deutschland nur sehr verstreute Nachweise, nordwärts bis Bodenwerder an der Weser. Außerdem Nachweise in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Sehr selten. Am Nistplatz jedoch stellenweise in größerer Zahl (Burger 2011, Dathe 2001, Reder 2004, Schenck 1853, Stoeckhert 1954, Westrich 2006, Winter 1992, 1995).

Lebensraum

Offenlandsart. Die Art siedelt in Lebensräumen mit vertikalen Strukturen, das sind v. a. Kiesgruben, Ton- und Kaolingruben oder aufgelassene Steinbrüche. Die Nester werden in Löß- und Lehmwänden angelegt und dort bevorzugt in engen Spalten (Creutzburg & Friedel 2022, Westrich 1990, 2006).

Kiesgrube Hirschau

Kiesgrube im Neckartal bei Tübingen (Naturraum »Schönbuch und Glemswald«), dessen Kieskörper mit einer dicken Schicht Lehmboden überdeckt ist. Bei der Ausbaggerung entstanden Steilwände, die Lasioglossum marginellum als Nistplatz dienen.

Nistweise

Die solitäre Art nistet in selbstgegrabenen Hohlräumen in der Erde (Westrich 2006).

Baggersee Hirschau

Eine nach Westen exponierte Steilwand in einer Kiesgrube Im Neckartal bei Tübingen, in der Lasioglossum marginellum nistete.

Nistplatz Lasioglossum marginellum

In dieser Steilwand befanden sich zahlreiche Nester von Lasioglossum marginellum. Auch in dem abgewitterten Material am Wandfuß wurden viele Nester angelegt.

  • Lasioglossum marginellum
    Durch ein Vordach vor Regen geschützte und daher unbewachsene Lehmfläche, seit Jahren ein Nistplatz von Lasioglossum marginellum. Diese Fläche wurde nicht gezielt für Wildbienen angelegt, sondern ergab sich aufgrund der spezifischen Bauweise des angrenzenden Gebäudes.
  • Lasioglossum marginellum
    Eine alte Trockenmauer vor einem Weinberg auf der Gipskeuper-Stufe, ein reich besiedelter Nistplatz von Lasioglossum marginellum.
  • Lasioglossum marginellum
    Die Weibchen von Lasioglossum marginellum haben bereits in der lehmgefüllten Mauerfuge Nestgänge ausgeschachtet. Das lockere Erdmaterial blieb auf der Fuge liegen.
  • Lasioglossum marginellum
    Eine Nestgründerin sitzt im Eingang ihres Nestes.

Blütenbesuch

Polylektische Art (7 Pflanzenfamilien).
Bisher bekannte Pollenquellen:

  • Apiaceae
  • Wilde Möhre (Daucus carota);
  • Asteraceae
  • Wiesen-Schafgarbe (Achillea millefolium)
  • Brassicaceae
  • Acker-Senf (Sinapis arvensis)
  • Fabaceae
  • Hopfenklee (Medicago lupulina)
  • Futter-Esparsette (Onobychis viciifolia)
  • Lamiaceae
  • Wiesen-Salbei (Salvia pratensis)
  • Papaveraceae
  • Klatsch-Mohn (Papaver rhoeas)
  • Polygonaceae
  • Gewöhnlicher Winden-Knöterich (Fallopia convolvulus)
  • Floh-Knöterich (Persicaria maculosa)

Ein Männchen von Lasioglossum marginellum beim Blütenbesuch auf dem Blütenstand einer Distel (Cirsium).

Ein Männchen trinkt Nektar am Gewöhnlichen Winden-Knöterich (Fallopia convolvulus).

Ein Männchen beim Blütenbesuch am Gewöhnlichen Winden-Knöterich (Fallopia convolvulus).

Ein Weibchen von Lasioglossum marginellum bei der Pollenernte an Acker-Senf (Sinapis arvensis).

Ein Weibchen bei der Pollenernte am Gewöhnlichen Winden-Knöterich (Fallopia convolvulus).

Ein Weibchen auf einer Blüte des Gewöhnlichen Winden-Knöterichs (Fallopia convolvulus).

Speziell mit dem Blütenbesuch am Gewöhnlichen Winden-Knöterich beschäftigt sich dieser Tagebucheintrag.

Kuckucksbienen

Stoeckhert (1943) nennt Nomada bluethgeni, die ich an einem gut besiedelten Nistplatz nicht nachweisen konnte. Dort flog stattdessen Nomada  sheppardana (Westrich 2006).

Phänologie

Die überwinterten Weibchen erscheinen ab Mitte Mai, die Männchen ab Anfang Juli.

Literatur

Burger, F. (2011): Dritte Checkliste der Bienen (Hymenoptera: Apidae) Thüringens. - Check-Listen Thüringer
Insekten- und Spinnentiere Teil 19: 5–60.
Creutzburg, F. & Friedel, A. (2022): Beiträge zur Wildbienenfauna (Insecta: Hymenoptera: Apiformis) eines
Tonabbaugebietes bei Erfurt-Gispersleben (Thüringen). – Thüringer Faun. Abhandlungen XXVII: 267–282.
Dathe, H. H. (2001): Apidae. S. 143-155 in: Dathe, H. H., Taeger, A. & Blank, S. M. (Hrsg.), Entomofauna Germanica, 4. Verzeichnis der Hautflügler Deutschlands. – Entomol. Nachr. Berichte, Beih. 7: 1–180.
Ebmer, A. W. (1988): Kritische Liste der nicht-parasitischen Halictidae Österreichs mit Berücksichtigung aller mitteleuropäischen Arten (Insecta: Hymenoptera: Apoidea: Halictidae). – Linzer biol. Beitr., 20: 527-711.
Reder, G. (2004): Neu- und Wiederfunde von Stechimmen im Naturraum Nördlicher Oberrheingraben von Rheinland-Pfalz und Hessen (Hymenoptera: Aculeata). – bembix, 18: 26–32.
Schenck, A. (1853): Nachtrag zu der Beschreibung nassauischer Bienenarten. – Jb. Ver. Naturk. Nassau 9: 88–306.
Stoeckhert, F. K. (1954): Fauna Apoideorum Germaniae. – Abh. bayer. Akad. Wiss., N.F.65: 1–87.
Westrich, P. (2006): Beobachtungen an einem Nistplatz von Lasioglossum marginellum (Schenck, 1853) (Hym., Apidae). – Entomol. Nachr. Berichte, 50, Heft 1/2: 55–61.
Winter, R. (1992): Zur Wildbienenfauna des Gothaer Seeberges (Hymenoptera: Apidae). – Abh. Ber. Mus. Nat. Gotha, 17: 83–87.
Winter, R. (1994): Bemerkenswerte Hymenopterenfunde aus Thüringen. - Abhandlungen und Berichte des
Museums der Natur Gotha 18: 97–100.

Lasioglossum marginellum

Als einen Ubiquisten bezeichnen wir eine Tier-, Pflanzen- oder Pilzart, die eine Vielzahl unterschiedlicher Lebensräume besiedelt.