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Camptopoeum friesei

Mocsáry 1894

Salz-Buntbiene

male Camptopoeum friesei, Männchen (Latdorf, Deutschland)

male Camptopoeum friesei, Weibchen (Latdorf, Deutschland)

Kennzeichen

9–10 mm. Durch den glatten, gelbbandierten Hinterleib kann man beide Geschlechter gut der Gattung der Buntbienen zuordnen. Das Weibchen ist kurz und dicht, das Männchen lang und dicht gelbbraun behaart. Bei letzterem sind die Fühler rostrot. Neben der charakteristischen Färbung ist auch der spezielle Blütenbesuch hilfreich für die Bestimmung. Zur nächstverwandten Art Camptopoeum frontale siehe den Gattungssteckbrief.

Camptopoeum friesei

Camptopoeum friesei, Männchen in Frontalansicht.

Camptopoeum friesei

Camptopoeum friesei, Weibchen in Frontalansicht.

Verbreitung

In Deutschland nur in Sachsen-Anhalt und dort an mehreren Lokalitäten (Jansen & Saure 2021). Extrem selten. – Österreich (Neusiedler See). – Bei den früher aus Deutschland als C. frontale gemeldeten Funden handelt es sich stets um C. friesei.

Lebensraum

Offenlandsart, die Binnenlandsalzstellen (Sodaböden) besiedelt.

Siedlungsraum

Terrassen einer ausgedehnten Kalkschlamm-Deponie, Lebensraum von Camptopoeum friesei in Sachsen-Anhalt (Latdorf, 14. Juli 2022). An den vegetationsfreien Böschungsabschnitten befinden sich ausgedehnte Kolonien der Buntbienen. Im Umfeld blühen riesige Herden der Rispen-Flockenblume (Centaurea stoebe) und liefern dadurch das Futter für eine außergewöhnlich individuenreiche Population. [Für Großansicht auf Bild klicken]

Siedlungsraum

Diese lange, völlig vegetationsfreie Böschung dient seit Jahren vielen Hundert Weibchen von Camptopoeum friesei als Nistplatz (Latdorf, Sachsen-Anhalt, 14. Juli 2022). [Für Großansicht auf Bild klicken]

  • Wiese
    Teil einer ausgedehnten Kalkschlamm-Deponie, Lebensraum von Camptopoeum friesei in Sachsen-Anhalt (Juli 2022). An den vegetationsfreien Böschungsabschnitten befinden sich ausgedehnte Kolonien der Buntbienen.
  • Wiese
    Diese lange, völlig vegetationsfreie Böschung dient seit Jahren vielen Hundert Weibchen von Camptopoeum friesei als Nistplatz (Bernburg, Sachsen-Anhalt, Juli 2022).
Camptopoeum friesei

Jeder dieser hellen Erdauswürfe zeigt ein Nest von Camptopoeum friesei an (Latdorf).

Camptopoeum friesei

Lebensraum von Camptopoeum friesei bei Halle in Sachsen-Anhalt mit reichblühendem Bestand der Rispen-Flockenblume (Centaurea stoebe) (Foto: D. Rolke).

Lacke

Eine Salzlacke am Neusiedlersee (Österreich, Juli 2005). Die Nester von C. friesei befinden sich an vegetationfreien oder nur schütter bewachsenen Stellen.

Salzlacke

Trockengefallene Salzlacke, aus deren sodahaltigem Boden bereits zahlreiche Buntbienen geschlüpft sind.

Nistweise

Nistet in selbstgegrabenen Hohlräumen in der Erde. Die Nester werden in ebenen Flächen, schwach geneigten Böschungen oder in vertikalen Strukturen (Steilwände) angelegt. Dorn (1969) fand die Nester im  lehmigen Sand einer Anschüttung in  einem stark mit Cirsium arvense (Acker-Kratzdistel) besiedelten Auwiesengelände. Koppitz et al. (2017) haben (unter dem Namen C. frontale) bei Latdorf eine individuenreiche Population (mehrere tausend Exemplare) gefunden. Die Art siedelt hier auf »deponierten Kalkschlämmen, die durch ein Sedimentationsverfahren aus Abwässern der Sodaproduktion (Solvay-Verfahren) aufgeschlämmt und terrassiert abgelagert werden. Hiernach trocknet der Boden ab und es entsteht ein staubfeiner Sedimentboden, der zwar gut grabbar, im Gegensatz zu feinem Sand jedoch relativ schluffig und formstabil ist.«

Im österreichischen Burgenland nistet die Art stellenweise in Kolonien mit bis zu 200 Nestern auf vegetationslosen oder nur schütter mit Salzkresse bewachsenen, sodahaltigen Böden (»Solonchak«) der im Sommer trockenfallenden Seen des Neusiedler Sees, den Salzlacken. Die Männchen schlüpfen vor den Weibchen und patrouillieren über den vorjährigen Nestern. Sobald ein Weibchen schlüpft, stellt sich über dem Schlupfloch sofort ein Schwarm paarungswilliger Männchen ein.

Das Nest, dessen Eingang lediglich ein Loch darstellt, enthält einen Hauptgang, von dem Seitengänge abgehen, an deren Ende die Brutzellen liegen. Zur Klärung von Details der Nestarchitektur bedarf es weiterer Untersuchungen.

Systropha

Frisch geschlüpfte Männchen von Camptopoeum friesei am Nistplatz (Neusiedlersee, Österreich). [Für Großansicht auf Bild klicken]

Camptopoeum friesei

Ein Männchen von Camptopoeum friesei inspiziert ein Nest in Erwartung eines schlüpfenden Weibchens (Neusiedlersee, Österreich). Die Männchen halten sich tagsüber überwiegend am Nistplatz auf, wo sie über den Nestern schwärmen und zwischendurch vor oder neben den Nesteingängen landen, bevor sie meist nach wenigen Sekunden wieder ihre Flugaktivitäten aufnehmen.

Systropha Nest

Ein Weibchen von Camptopoeum friesei gräbt im Boden der trockenen Salzlacke einen Hohlraum für das Nest (Neusiedlersee, Österreich).

Camptopoeum friesei

Ein Weibchen von Camptopoeum friesei ist mit reichlich Pollen vom Sammelflug heimgekehrt und ist vor dem Nesteingang gelandet (Neusiedlersee, Österreich).

  • Camptopoeum friesei
    Frisch geschlüpfte Männchen von Camptopoeum friesei am Nistplatz (Neusiedlersee, Österreich).
  • Camptopoeum friesei
    Ein Männchen von Camptopoeum friesei inspiziert ein Nest in Erwartung eines schlüpfenden Weibchens (Neusiedlersee, Österreich). Die Männchen halten sich tagsüber überwiegend am Nistplatz auf, wo sie über den Nestern schwärmen und zwischendurch vor oder neben den Nesteingängen landen, bevor sie meist nach wenigen Sekunden wieder ihre Flugaktivitäten aufnehmen.
  • Camptopoeum friesei
    Ein Weibchen von Camptopoeum friesei gräbt im Boden der trockenen Salzlacke einen Hohlraum für das Nest (Neusiedlersee, Österreich).
  • Camptopoeum friesei
    Ein Weibchen von Camptopoeum friesei ist mit reichlich Pollen vom Sammelflug heimgekehrt und ist vor dem Nesteingang gelandet (Neusiedlersee, Österreich).
  • Camptopoeum friesei
    Ein Männchen von Camptopoeum friesei trinkt Nektar im Blütenstand einer Flockenblume (Neusiedlersee, Österreich).
  • Camptopoeum friesei
    Ein Männchen von Camptopoeum friesei im Blütenstand einer Flockenblume (Neusiedlersee, Österreich).
  • Camptopoeum friesei
    Zwei Weibchen von Camptopoeum friesei haben mit der Pollenernte begonnen (Neusiedlersee, Österreich).
  • Camptopoeum friesei
    Ein Weibchen von Camptopoeum friesei hat an der Rispen-Flockenblume (Centaurea stoebe) noch nicht viel Pollen gesammelt (Latdorf).
  • Camptopoeum friesei
    Ein Weibchen von Camptopoeum friesei erntet den Pollen direkt vom Ende der Staubbeutelröhre (Latdorf).
  • Camptopoeum friesei
    Ein Weibchen von Camptopoeum friesei mit großen Pollenladungen (Latdorf).
  • Camptopoeum friesei
    Zur Veranschaulichung der Größenverhältnisse: Blütenstand von Centaurea stoebe mit Weibchen von Camptopoeum friesei bei der Pollenernte (Latdorf).
  • Camptopoeum friesei
    Dieses Weibchen von Camptopoeum friesei zeigt, wie groß die Pollenladungen am Ende eines Sammelflugs sind (Latdorf).

Blütenbesuch

C. friesei ist oligolektisch und nutzt zum Pollensammeln ausschließlich bestimmte Korbblütler (Asteraceae), insbesondere Flockenblumen (Centaurea), v. a. die Rispen-Flockenblume (Centaurea stoebe) und Disteln (Cirsium, Carduus). – Die Männchen besuchen nur zeitweise Blüten von Flockenblumen oder Disteln, um für die intensiven Aktivitäten am Nistplatz Nektar zu tanken.

Systropha

Ein Männchen von Camptopoeum friesei trinkt Nektar im Blütenstand einer Flockenblume (Neusiedlersee, Österreich). [Für Großansicht auf Bild klicken]

Camptopoeum friesei

Ein Männchen von Camptopoeum friesei im Blütenstand einer Flockenblume (Neusiedlersee, Österreich).

Systropha Nest

Zwei Weibchen von Camptopoeum friesei beginnen mit der Pollenernte (Neusiedlersee, Österreich).

Systropha Nest

Ein Weibchen von Camptopoeum friesei hat an der Rispen-Flockenblume (Centaurea stoebe) noch nicht viel Pollen gesammelt (Latdorf).

Systropha Nest

Ein Weibchen von Camptopoeum friesei erntet den Pollen direkt vom Ende der Staubbeutelröhre (Latdorf).

Camptopoeum friesei

Ein Weibchen von Camptopoeum friesei mit großen, klumpenförmigen Pollenladungen (Latdorf).

Camptopoeum friesei

Zur Veranschaulichung der Größenverhältnisse: Blütenstand von Centaurea stoebe mit Weibchen von Camptopoeum friesei bei der Pollenernte (Latdorf).

Camptopoeum friesei

Dieses Weibchen von Camptopoeum friesei zeigt, wie groß die Pollenladungen am Ende eines Sammelflugs sind (Latdorf).

video Das folgende Video (1 min 36 sec, 102 MB) zeigt die Pollenernte von Camptopoeum friesei an der Rispen-Flockenblume (Centaurea stoebe). Mehrmals ist die besondere Art und Weise der Pollenernte zu sehen, wobei das Weibchen den Pollen vom Ende der Staubbeutelröhre entnimmt und in der Transporteinrichtung der Hinterbeine (Tibia und Metatarsus) speichert. Zwischendurch entnimmt es Nektar, mit dem der trockene Pollen befeuchtet wird. Dadurch ist es möglich, in der Schienenbürste eine vergleichsweise große Pollenladung zu transportieren. Im letzten Teil des Videos ist eine ausgiebige Putzhandlung (Kopf, Mundwerkzeuge, Rüssel, Fühler) zu sehen. Die vier Sequenzen zeigen verschiedene Weibchen in unterschiedlichen Phasen ihres Sammelflugs. Am Tag der Aufnahme (14. Juli 2022, Latdorf) wehte ein teils stürmischer Wind. [Ohne Ton! Ich empfehle die Ansicht als Vollbild.]

Kuckucksbienen

Als Kuckucksbiene gilt die in Österreich vorkommende, in Deutschland jedoch noch nicht nachgewiesene Kurzhornbienenart Pasites schmidti (siehe Anmerkung bei der Wirtsgattung).

Phänologie

Univoltin. Flugzeit im Juli und August. Überwinterung als Ruhelarve.

Literatur

Dorn, M. (1969): Erneuter Nachweis von Camptopoeum frontale (F.) im Raum Halle/Saale (Hym. Apoidea). – Deutsche Entomologische Zeitschrift (Neue Folge) 16: 55–57. [tatsächlich C. friesei]

Jansen, E. & Saure, C. (2021): Über Camptopoeum aus Sachsen-Anhalt (Hymenoptera, Apiformes). – Eucera 16: 1 – 10.

Koppitz, C., Schubert, L.F., Jung, M. & Schmid-Egger, C. (2017): Neue Funde der Steppen-Buntbiene Camptopoeum frontale (Fabricius, 1804) in Sachsen-Anhalt (Hymenoptera, Apoidea, Panurginae). – Ampulex 9: 32–35. [tatsächlich C. friesei]

Camptopoeum friesei