9–10 mm. Durch den glatten, gelbbandierten Hinterleib kann man beide Geschlechter gut der Gattung der Buntbienen zuordnen. Das Weibchen ist kurz und dicht, das Männchen lang und dicht gelbbraun behaart. Bei letzterem sind die Fühler rostrot. Neben der charakteristischen Färbung ist auch der spezielle Blütenbesuch hilfreich für die Bestimmung. Zur nächstverwandten Art Camptopoeum frontale siehe den Gattungssteckbrief.
Camptopoeum friesei, Männchen in Frontalansicht.
Camptopoeum friesei, Weibchen in Frontalansicht.
In Deutschland nur in Sachsen-Anhalt und dort an mehreren Lokalitäten (Jansen & Saure 2021). Extrem selten. – Österreich (Neusiedler See). – Bei den früher aus Deutschland als C. frontale gemeldeten Funden handelt es sich stets um C. friesei.
Offenlandsart, die Binnenlandsalzstellen (Sodaböden) besiedelt.
Terrassen einer ausgedehnten Kalkschlamm-Deponie, Lebensraum von Camptopoeum friesei in Sachsen-Anhalt (Latdorf, 14. Juli 2022). An den vegetationsfreien Böschungsabschnitten befinden sich ausgedehnte Kolonien der Buntbienen. Im Umfeld blühen riesige Herden der Rispen-Flockenblume (Centaurea stoebe) und liefern dadurch das Futter für eine außergewöhnlich individuenreiche Population. [Für Großansicht auf Bild klicken]
Diese lange, völlig vegetationsfreie Böschung dient seit Jahren vielen Hundert Weibchen von Camptopoeum friesei als Nistplatz (Latdorf, Sachsen-Anhalt, 14. Juli 2022). [Für Großansicht auf Bild klicken]
Jeder dieser hellen Erdauswürfe zeigt ein Nest von Camptopoeum friesei an (Latdorf).
Lebensraum von Camptopoeum friesei bei Halle in Sachsen-Anhalt mit reichblühendem Bestand der Rispen-Flockenblume (Centaurea stoebe) (Foto: D. Rolke).
Eine Salzlacke am Neusiedlersee (Österreich, Juli 2005). Die Nester von C. friesei befinden sich an vegetationfreien oder nur schütter bewachsenen Stellen.
Trockengefallene Salzlacke, aus deren sodahaltigem Boden bereits zahlreiche Buntbienen geschlüpft sind.
Nistet in selbstgegrabenen Hohlräumen in der Erde. Die Nester werden in ebenen Flächen, schwach geneigten Böschungen oder in vertikalen Strukturen (Steilwände) angelegt. Dorn (1969) fand die Nester im lehmigen Sand einer Anschüttung in einem stark mit Cirsium arvense (Acker-Kratzdistel) besiedelten Auwiesengelände. Koppitz et al. (2017) haben (unter dem Namen C. frontale) bei Latdorf eine individuenreiche Population (mehrere tausend Exemplare) gefunden. Die Art siedelt hier auf »deponierten Kalkschlämmen, die durch ein Sedimentationsverfahren aus Abwässern der Sodaproduktion (Solvay-Verfahren) aufgeschlämmt und terrassiert abgelagert werden. Hiernach trocknet der Boden ab und es entsteht ein staubfeiner Sedimentboden, der zwar gut grabbar, im Gegensatz zu feinem Sand jedoch relativ schluffig und formstabil ist.«
Im österreichischen Burgenland nistet die Art stellenweise in Kolonien mit bis zu 200 Nestern auf vegetationslosen oder nur schütter mit Salzkresse bewachsenen, sodahaltigen Böden (»Solonchak«) der im Sommer trockenfallenden Seen des Neusiedler Sees, den Salzlacken. Die Männchen schlüpfen vor den Weibchen und patrouillieren über den vorjährigen Nestern. Sobald ein Weibchen schlüpft, stellt sich über dem Schlupfloch sofort ein Schwarm paarungswilliger Männchen ein.
Das Nest, dessen Eingang lediglich ein Loch darstellt, enthält einen Hauptgang, von dem Seitengänge abgehen, an deren Ende die Brutzellen liegen. Zur Klärung von Details der Nestarchitektur bedarf es weiterer Untersuchungen.
Frisch geschlüpfte Männchen von Camptopoeum friesei am Nistplatz (Neusiedlersee, Österreich). [Für Großansicht auf Bild klicken]
Ein Männchen von Camptopoeum friesei inspiziert ein Nest in Erwartung eines schlüpfenden Weibchens (Neusiedlersee, Österreich). Die Männchen halten sich tagsüber überwiegend am Nistplatz auf, wo sie über den Nestern schwärmen und zwischendurch vor oder neben den Nesteingängen landen, bevor sie meist nach wenigen Sekunden wieder ihre Flugaktivitäten aufnehmen.
C. friesei ist oligolektisch und nutzt zum Pollensammeln ausschließlich bestimmte Korbblütler (Asteraceae), insbesondere Flockenblumen (Centaurea), v. a. die Rispen-Flockenblume (Centaurea stoebe) und Disteln (Cirsium, Carduus). – Die Männchen besuchen nur zeitweise Blüten von Flockenblumen oder Disteln, um für die intensiven Aktivitäten am Nistplatz Nektar zu tanken.
Ein Männchen von Camptopoeum friesei trinkt Nektar im Blütenstand einer Flockenblume (Neusiedlersee, Österreich). [Für Großansicht auf Bild klicken]
Ein Weibchen von Camptopoeum friesei hat an der Rispen-Flockenblume (Centaurea stoebe) noch nicht viel Pollen gesammelt (Latdorf).
Ein Weibchen von Camptopoeum friesei erntet den Pollen direkt vom Ende der Staubbeutelröhre (Latdorf).
Das folgende Video (1 min 36 sec, 102 MB) zeigt die Pollenernte von Camptopoeum friesei an der Rispen-Flockenblume (Centaurea stoebe). Mehrmals ist die besondere Art und Weise der Pollenernte zu sehen, wobei das Weibchen den Pollen vom Ende der Staubbeutelröhre entnimmt und in der Transporteinrichtung der Hinterbeine (Tibia und Metatarsus) speichert. Zwischendurch entnimmt es Nektar, mit dem der trockene Pollen befeuchtet wird. Dadurch ist es möglich, in der Schienenbürste eine vergleichsweise große Pollenladung zu transportieren. Im letzten Teil des Videos ist eine ausgiebige Putzhandlung (Kopf, Mundwerkzeuge, Rüssel, Fühler) zu sehen. Die vier Sequenzen zeigen verschiedene Weibchen in unterschiedlichen Phasen ihres Sammelflugs. Am Tag der Aufnahme (14. Juli 2022, Latdorf) wehte ein teils stürmischer Wind. [Ohne Ton! Ich empfehle die Ansicht als Vollbild.]
Als Kuckucksbiene gilt die in Österreich vorkommende, in Deutschland jedoch noch nicht nachgewiesene Kurzhornbienenart Pasites schmidti (siehe Anmerkung bei der Wirtsgattung).
Univoltin. Flugzeit im Juli und August. Überwinterung als Ruhelarve.
Dorn, M. (1969): Erneuter Nachweis von Camptopoeum frontale (F.) im Raum Halle/Saale (Hym. Apoidea). – Deutsche Entomologische Zeitschrift (Neue Folge) 16: 55–57. [tatsächlich C. friesei]
Jansen, E. & Saure, C. (2021): Über Camptopoeum aus Sachsen-Anhalt (Hymenoptera, Apiformes). – Eucera 16: 1 – 10.
Koppitz, C., Schubert, L.F., Jung, M. & Schmid-Egger, C. (2017): Neue Funde der Steppen-Buntbiene Camptopoeum frontale (Fabricius, 1804) in Sachsen-Anhalt (Hymenoptera, Apoidea, Panurginae). – Ampulex 9: 32–35. [tatsächlich C. friesei]