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Erste Ergebnisse einer Untersuchung von Nestern von Megachile sculpturalis

Am 19. August 2013 übergab mir eine Familie, die ihren Urlaub in Les Mées verbracht hatte, drei Bambusrohre, die ihr freundlicherweise von Christa Gihr mitgegeben worden waren. In ihnen hatte Megachile sculpturalis kurz vor der Abreise noch gebaut. Ich habe die Nester durch vorsichtiges Öffnen der Rohre umgehend untersucht und stelle die ersten Ergebnisse hier vor.

Jedes der drei Bambusrohre enthält eine einzige Brutzelle, die am hinteren Ende gebaut wurde, und einen fertigen Nestverschluß am Eingang. Leider sind in zwei der Zellen die Junglarven nicht mehr am Leben. Ursache für das Absterben waren möglicherweise die Erschütterungen während der langen Autofahrt. Immerhin lebt noch eine wenige Tage alte Larve, die bereits mit dem Fressen des Proviants beschäftigt ist.

Auffällig ist, daß der dicht gepackte Larvenproviant den gesamten hinteren Hohlraum ausfüllt. Das Ei wurde auf der Vorderseite des Proviants mit dem Afterpol abgelegt, wie es bei Arten der Gattungen Megachile und Osmia üblich ist. Die Pollenanalyse ergab, daß alle drei Brutzellen ausschließlich Pollen von Sophora japonica (Japanischer Schnurbaum) enthalten. Dies bestätigt die jüngsten Blütenbesuchsbeobachtungen durch Christa Gihr. Der Proviant ist durch Zugabe von Nektar recht feucht.

Alle drei Brutzellen sind vollständig mit Harz ausgekleidet. Auch die nicht ganz geschlossene Querwand, die die Zellen abschließt, besteht überwiegend aus Harz, aber es sind zusätzlich kleine Elemente wie z.B. Holzstückchen eingearbeitet. Der Hohlraum zwischen der Brutzelle und dem Nestverschluß enthält zahlreiche kleine Harzbrocken, die auf der gesamten Länge auf dem Boden verteilt sind und weitere kleine Stückchen teils unbekannter Herkunft. Auch der Nestverschluß enthält viel Harz, aber auch Holzstückchen. Nach außen ist der Verschlußpropfen mit einer zusätzlichen Schicht aus Lehm versehen.

Megachile sculpturalis Nest

Megachile sculpturalis. Hinterer Teil des Bambusrohrs mit einer Brutzelle, die den dunkelgelben Larvenproviant und eine junge Larve enthält. Vor der die Zelle abschließenden Querwand liegen Harzbröckchen und kleine Bröckchen unterschiedlicher Herkunft. (Fotos: P. Westrich, 19. August 2013).

Megachile sculpturalis Nest

Megachile sculpturalis. Blick in das geöffnete Bambusrohr mit der Brutzelle. Rechts ist der dunkelgelbe Futtervorrat zu sehen, der ausschließlich von Sophora japonica stammt. Darauf ist die Larve mit dem Hinterleibsende aufgesockelt und frißt mit dem Kopf nach unten von dem Futter. Die nicht vollständig geschlossene, dunkle Querwand besteht aus Harz und kleinen Holzstückchen und weiteren Bröckchen unbekannter Herkunft.

Megachile sculpturalis Brutzelle

Megachile sculpturalis
Der glänzende Boden der Zelle läßt erkennen, daß die Wandung des Bambusrohrs mit Harz ausgekleidet ist


Megachile sculpturalis Nest

Megachile sculpturalis. Der Nestverschluß besteht hauptsächlich aus Harz, enthält aber auch kleine hellbraune Stückchen von morschem Holz. Nach außen (links) ist der Verschluß mit einer Schicht aus Lehm versehen.

Megachile sculpturalis Weibchen

Megachile sculpturalis
Der Nestverschluß von außen. Nichts läßt hier auf die Verwendung von Harz im Innern schließen. Auf diese Weise ähnelt der Verschluß sehr dem bestimmter Osmia-bzw. Megachile-Arten (z.B. Osmia cornuta, Osmia bicornis, Megachile ericetorum) oder solitärer Faltenwespen.

20. August 2013
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Nachtrag am 5. Januar 2016:

* Zur Problematik des zunächst verwendeten deutschen Artnamens und zum Wechsel von »Riesen-Harzbiene« zu »Asiatische Mörtelbiene« siehe die Erläutungen auf dieser Seite unten.