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Macropis Panzer 1809

Schenkelbienen

Verbreitung

Die rund 16 bekannten Arten von Macropis sind holarktisch verbreitet (Michener 2007). In Eurasien reicht ihre Verbreitung von der Iberischen Halbinsel über ganz Europa bis nach China. Auch aus Nordafrika (Algier) liegt ein Nachweis vor. In Nordamerika reicht das Areal südlich bis Florida und Colorado, westlich bis zum Staate Washington (Vogel 1986). – In Deutschland kommen nur zwei Arten vor.

Äußeres Erscheinungsbild, Erkennung im Feld

Der deutsche Gattungsname dürfte von den stark verdickten Beinen der Männchen herrühren. Das wie poliert glänzende, fast kahle und nur an den Segmenträndern mit schmalen Fransen versehene, schwarze Abdomen findet sich in ähnlicher Weise nur noch bei einigen Schmalbienen (Lasioglossum). Im Feld lassen sich noch am ehesten die Weibchen an der Farbe ihrer Schienenbürste (Scopa) und des Metatarsus auf Artebene unterscheiden, während die gelbgesichtigen Männchen auch aufgrund ihrer Patrouillenflüge zumindest als Vertreter der Gattung Macropis erkannt werden können. Die Größe beträgt bei allen Arten ca. 9–10 mm.

Macropis europaea

Macropis europaea, Männchen

Macropis europaea

Macropis europaea, Weibchen

Taxonomie und Bestimmung

Eine Revision auf weltweiter Basis haben Michez & Patiny (2005) vorgelegt. Einen Schlüssel für die westpaläarktischen Arten hat Warncke (1973) publiziert. Zur Artbestimmung taugt immer noch der Schlüssel in Schmiedeknecht (1930: 777). Empfehlenswert sind aber
die illustrierten Tabellen von Amiet et al. (2007) und Scheuchl (2006).

Lebensraum

Macropis europaea kommt nahezu überall dort vor, wo der Gewöhnliche Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris) reiche Bestände bildet. In Fluß- und Bachauen ist diese Art daher regelmäßig zu finden, aber auch in Tälern, die von Bächen oder Gräben durchzogen sind. Außerhalb der Gewässersysteme kann M. europaea allgemein als Charakterart von Feuchtgebieten gelten. Durch das Anpflanzen eines größeren Bestands des Gewöhnlichen Gilbweiderichs z. B. am Rande eines Tümpels läßt sie sich sogar in die Gärten locken, vorausgesetzt, sie kommt in der näheren Umgebung vor. M. fulvipes hingegen zeigt eine starke Bindung an Wälder (Waldränder eingeschlossen). Dort lebt sie an solchen Stellen, wo ihre Haupt-Pollenquelle, der Pfennig-Gilbweiderich (Lysimachia nummularia) wächst. Außerhalb des Waldes wird sie vielfach aber auch im Siedlungsbereich angetroffen, wo der Drüsige Gilbweiderich (Lysimachia punctata) als Zierpflanze gezogen wird oder verwildert ist. Daher kann man diese Art vor allem in Gärten beobachten.

Nistweise

Schenkelbienen leben solitär und nisten in der Erde. Das Substrat scheint keine Rolle für die Wahl des Nistplatzes zu spielen. Die Nester wurden bisher nur selten gefunden, da die Eingänge unter Gras oder Moos sorgfältig versteckt sein können. Vor dem Nesteingang liegt eine kleine Auswurfhalde (Tumulus).

Blütenbesuch

Alle Schenkelbienen sind streng oligolektisch und auf ölabsondernde Lysimachia-Arten spezialisiert. Die Weibchen sammeln nicht nur den Pollen, sondern auch das Öl ihrer Blüten. Vogel hat dies als erster erkannt, 1976 publiziert und 1986 in einer bemerkenswert detaillierten Art und Weise dargestellt. Hinsichtlich ihrer Eigenversorgung sind die Macropis-Weibchen und -Männchen flexibel, d. h. sie besuchen alle möglichen Pflanzen in der Umgebung ihres Nistplatzes, sofern deren Nektar den kurzrüsseligen Schenkelbienen zugänglich ist. Über 70 Nektarquellen sind bekannt geworden. Die Männchen von Macropis etablieren Territorien in Lysimachia-Beständen, um dort die Weibchen zu treffen und befliegen sie bis zum Ende ihrer Flugzeit. Die Paarung erfolgt meistens auf den Lysimachia-Blüten.

Macropis fertigt Futterballen von eiförmig-flachgedrückter Gestalt, die allseits ungeglättet sind und mit zwei Unebenheiten (einem breiteren hinteren und einem zahnartigen vorderen »Fuß«) auf dem rückwärtigen Zellenboden ruhen. Einer der von Vogel gefundenen Proviante wog frisch 67,2 mg, ein anderer 59,3 mg. Da zwei Pollenladungen ca. 11 mg wiegen, erfordert ein einzelner Larvenproviant 5–8 Sammelflüge. Da der Proviant eine schwache Reaktion im Glucose-Test zeigt, enthält er offenbar auch eine geringe Menge Nektar. Das Ei liegt längs, also mit beiden Enden auf der Oberseite des Proviants und fällt beim geringsten Stoß herunter. Nachdem die Larve innerhalb der relativ kurzen Zeit von zwei Wochen ihr Futter aufgezehrt hat, spinnt sie einen zweischichtigen Kokon. Erst wenn sie mit dem Spinnen begonnen hat, entledigt sie sich dünnflüssiger Exkremente, dabei wird die Masse des Kots dann abgegeben, wenn die äußere Kokonhülle bereits gefertigt ist. Die Exkremente bedecken von innen diese Außenhülle vollständig mit Ausnahme des Kokonvorderendes. Auf sie wird eine weitere Gewebsschicht gesponnen, die dünner und von perlmutterartigem Glanz ist. Der außen dunkelbraune Kokon füllt die gesamte Zelle aus. Macropis überwintert im Stadium der Ruhelarve.

Brutparasiten

Bei heimischen Macropis-Arten tritt nur eine Kuckucksbiene auf. Dabei handelt es sich um die Schmuckbiene Epeoloides coecutiens.

Phänologie

Die Arten der Gattung Macropis sind Früh- und Hochsommerformen mit einer Generation im Jahr. M. fulvipes erscheint mit der Blüte des Drüsigen Gilbweiderichs (Lysimachia punctata) bereits im Juni, rund zwei Wochen früher als M. europaea. Die Hauptnistaktivität der Schenkelbienen endet im August, zieht sich in manchen Jahren aber bis Anfang September hin.

Literatur

Amiet, F., Herrmann, M., Müller, A. & Neumeyer, R. (2001): Apidae 5. Apidae 5. Ammobates, Ammobatoides, Anthophora, Biastes, Ceratina, Dasypoda, Epeoloides, Epeolus, Eucera, Macropis, Melecta, Melitta, Nomada, Pasites, Tetralonia, Thyreus, Xylocopa. - Fauna Helvetica 20, 356 S.

Michez, D. & Patiny, S. (2005): World revision of the oil-collecting bee genus Macropis Panzer 1809 (Hymenoptera, Apoidea, Melittidae) with a description of a new species from Laos. – Ann. Soc. ent. France (N.S.) 41: 15–28.

Michener, C. D. (2007): The Bees of the World. 2. Aufl. Baltimore and London (The John Hopkins University Press). (1. Auflage 2000). 

Scheuchl, E. (2006): Illustrierte Bestimmungstabellen der Wildbienen Deutschlands und Österreichs. Band II: Megachilidae - Melittidae. 192 S. Neubearbeitung (Eigenverlag).

Vogel, S. (1986): Ölblumen und ölsammelnde Bienen. Zweite Folge. Lysimachia und Macropis. – Trop. subtrop. Pflanzenwelt, 54: 147–312.

Warncke, K. (1973): Die westpaläarktischen Arten der Bienenfamilie Melittidae (Hymenoptera). – Polskie Pismo Ent. 43: 97–126.

Westrich, P. (2019): Die Wildbienen Deutschlands.– 2., aktualisierte Auflage, 824 S., 1700 Farbfotos. Stuttgart (E. Ulmer).

Die Macropis-Arten Deutschlands

Ein blauer Link verweist auf einen Steckbrief.

Macropis europaea
Macropis fulvipes